Strafanzeige erstattet Dutzende Bahnreisende steckten ohne Klimaanlage fest
02.07.2025, 18:08 Uhr Artikel anhören
Die Nordwestbahn nimmt den Vorfall "sehr ernst" (Archivbild).
(Foto: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich)
Eine Zugfahrt bei Hitze und mit defekter Klimaanlage wird für Bahngäste in Niedersachsen zur Tortur. Eingeschlossene Menschen rufen nach zweieinhalb Stunden den Notruf. Zwei Jugendliche müssen ins Krankenhaus.
48 Bahnreisende der Nordwestbahn mussten am Dienstag zweieinhalb Stunden bei hohen Temperaturen in einem Zug mit kaputter Klimaanlage in Niedersachsen ausharren. Die Regionalbahn war aufgrund eines technischen Defekts auf einer Eisenbahnbrücke zwischen Berne und Elsfleth in der Wesermarsch zum Stehen gekommen, wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte.
Durch den technischen Defekt habe dann auch die Klimaanlage nur noch eingeschränkt funktioniert, sodass es bei den hohen Temperaturen von mehr als 30 Grad für die Fahrgäste des Zuges schnell heiß wurde. Einige Fahrgäste wählten deshalb laut Bundespolizei nach rund zweieinhalb Stunden den Notruf.
Zahlreiche Einsatzkräfte unterwegs
Daraufhin rückten Landes- und Bundespolizei sowie neun Rettungswagen und vier Notärzte an, um zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk Nordenham die Fahrgäste aus dem Zug zu befreien und anschließend zu versorgen. Fünf Menschen wurden den Angaben zufolge vom Rettungsdienst wegen Kreislaufproblemen und Dehydrierung behandelt.
Ein 14- und ein 15-Jähriger wurden in ein Krankenhaus gebracht. In diesem Zusammenhang sei eine Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung erstattet worden, teilte ein Sprecher der Bundespolizei mit. Ermittlungen hierzu seien aufgenommen worden.
Die Nordwestbahn teilte auf Anfrage mit, den Vorfall "sehr ernst" zu nehmen und die Ursachen aufzuklären. "Aufgrund einer Reihe infrastruktureller und technischer Störungen kam es gestern bedauerlicherweise zu einigen Verzögerungen", teilte ein Sprecher mit. Zu Details könne sich das Unternehmen aktuell noch nicht äußern. "Wir entschuldigen uns aufrichtig bei allen betroffenen Fahrgästen für die entstandenen Unannehmlichkeiten."
Ausfälle bei der Deutschen Bahn
Die große Hitze führte auch bei der Deutschen Bahn zu Zugausfällen und Verspätungen. Ursachen sind nach Bahnangaben üblicherweise defekte Weichen oder eine Überhitzung des Motors. Außerdem können Böschungsbrände zu Streckensperrungen führen, so wie zuletzt in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Hamburg.
In Nordrhein-Westfalen hatten bereits am Dienstag mehrere Bahnbetreiber für mehr als 30 Linien vor Zugausfällen und Verspätungen gewarnt. Auf mehreren Linien fuhren ersatzweise Busse. Am Vormittag sei der Bahnverkehr wieder weitgehend rund gelaufen, hieß es. "Angesichts des Extremwetters muss aber auch heute mit Einschränkungen gerechnet werden", sagte ein Bahnsprecher. Wegen erwarteter Unwetter am Abend habe die Bahn bereits Reparaturtrupps in Stellung gebracht.
"Bei solchen Temperaturen können Züge heiß laufen", erläuterte ein Bahnsprecher. Dann könne es zu Problemen mit der Technik, etwa bei Klimaanlagen, kommen. "In der Hitze kann es passieren, dass Weichenantriebe nicht mehr richtig funktionieren und ausgetauscht werden müssen."
Beim Fernverkehrsanbieter Flixtrain wurden am Mittwoch zehn Fahrten gestrichen und zwei andere Verbindungen verkürzt, wie eine Sprecherin des Unternehmens Flix auf Anfrage mitteilte. Als Grund nannte sie die "extreme Witterung". Betroffen waren vor allem Züge am Nachmittag. Die überwiegend älteren Wagen von Flixtrain haben keine Klimaanlage, an heißen Tagen dürfte die Fahrt deshalb kaum zu ertragen sein. Flixtrain ist einer der wenigen Wettbewerber der bundeseigenen Deutschen Bahn im Fernverkehr.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa