Von Steilküste gerettet "Einsamstes Schaf" hat das Schafsein verlernt
18.10.2024, 11:28 Uhr Artikel anhören
Fiona lebt heute auf der Dalscone Farm.
(Foto: Dalscone Farm / Facebook)
Nach Jahren der Isolation wird das "einsamste Schaf Großbritanniens" 2023 von einer Steilküste gerettet. Nun könnte es auf einem Bauernhof eigentlich ein ruhiges Leben mit Artgenossen führen. Aber "Fiona" hat sich offenbar an die Abwesenheit anderer Schafe gewöhnt.
Vor gut einem Jahr sorgte das "einsamste Schaf Großbritanniens" weltweit für Schlagzeilen: Das Tier, das auf den Namen "Fiona" getauft wurde, lebte vermutlich eine lange Zeit völlig isoliert an einer schottischen Steilküste am Meeresarm Cromarty Firth. Nach seiner Rettung kam es auf einen Bauernhof. Doch dort scheint es Fiona schwerzufallen, sich daran zu erinnern, wie es ist, ein Schaf unter Schafen zu sein.
Eigentlich hatten sie erwartet, dass Fiona in der Nähe von Menschen scheu sein könnte, berichtet Landwirt Ben Best, der Fiona auf der Dalscone Farm nahe Dumfries ein neues Zuhause gegeben hat, gegenüber der BBC. Aber "sie ist sehr ruhig und entspannt" und "scheint ihr Leben auf dem Bauernhof zu genießen".
Nur im Umgang mit anderen Schafen komme es zu Problemen. Immer wieder habe es Versuche gegeben, Fiona mit Artgenossen zusammenzubringen. Aber die Tiere hätten sich nicht verstanden und mussten wieder getrennt werden. "Ich glaube, das liegt daran, dass sie über zwei Jahre lang allein (…) am Fuße der Klippe gelebt hat - sie hat irgendwie vergessen, wie man ein Schaf ist", meint Best.
"Fette" Rettungsaktion
Fiona war erstmals 2021 von einer Kajakfahrerin gesichtet worden. Das Tier habe sie kommen sehen, sei am Ufer entlanggelaufen, bis es nicht mehr weiterging, und dabei geblökt, berichtete die Frau laut "Metro". Zu dem Zeitpunkt sei sie davon ausgegangen, dass das Schaf es selbst schaffen würde, die felsige Wand hinaufzuklettern. Aber bei einer Kajaktour zwei Jahre später sei es immer noch da gewesen.
Nachdem in den Medien über die Notlage des Tieres berichtet worden war und 50.000 Menschen eine Petition zur Rettung des Tieres unterschrieben hatten, trommelte ein Schafscherer eine Gruppe aus fünf freiwilligen Helfern zusammen. Das Team machte sich auf in die Highlands und schob und hievte das einsame Schaf den steilen Hang hinauf. Ein hartes Stück Arbeit, wie die Männer hinterher berichteten, denn das Tier sei "fett" gewesen und sie mussten "schweres Gerät" einsetzen. Bilder zeigen, dass Fiona einen riesigen, zotteligen Pelz trug. Die Männer gaben dem Schaf auch seinen Namen: Fiona, nach der Partnerin der Filmfigur Shrek.
Wie Fiona an die Steilküste kam, ist nicht bekannt. Aber dass es ihr dort nicht an Futter gemangelt hat, stellte auch Best schnell fest: "Als sie ankam, erwartete ich ein Schaf, das ziemlich abgemagert war, dem es nicht so gut ging und das eine Wurmkur brauchte", so der Landwirt. Er sei dann sehr überrascht gewesen, als er einem Tier mit "ein bisschen Übergewicht" gegenüberstand.
Aktuell, knapp ein Jahr nach ihrer Rettung, sei Fiona wieder auf Diät, weil sie zu viel zugenommen hätte. Denn "sie läuft ziemlich frei herum und frisst so viel Heu, wie sie will", erklärt Best. Und vielleicht erinnert sich das "einsamste Schaf Großbritanniens" ja irgendwann auch wieder daran, dass es eigentlich ein Herdentier ist.
Quelle: ntv.de, kse