Stelen am Flughafen TempelhofEinziges Berliner KZ wird wieder sichtbar

Heute lockt der alte Berliner Flughafen Tempelhof Besucher auf die einstige Landebahn und das Flugfeld, die dort skaten oder Drachen steigen lassen. Doch hat dieser Ort auch eine dunkle Geschichte - Berlins einziges KZ befand sich dort. Das wird nun wieder sichtbar gemacht.
Ein knapp 42 Meter langer Schriftzug vor dem von den Nazis errichteten Gebäude des Flughafens Tempelhof soll an das einzige Konzentrationslager in Berlin erinnern. Mit den Worten "nicht mehr zu sehen" sollen Passanten und Vorbeifahrende zu den bereits dort installierten Informationsstelen gelockt werden. Der Entwurf des Berliner Architekten Marin Bennis wurde in Berlin als Sieger eines Wettbewerbs präsentiert.
Bis Mitte kommenden Jahres soll das knapp 100.000 Euro teure Projekt realisiert werden. In unmittelbarer Nähe des markante Radarturmes soll der Schriftzug auf einer ansteigenden Böschung installiert werden. Die aus einem Stahlrahmen bestehenden Buchstaben werden mit Schuttmaterial aus Backstein gefüllt werden, was an das frühere Backsteingebäude erinnern soll.
Das ehemalige Columbia-Haus war von 1933 an zunächst ein Gefängnis der Geheimen Staatspolizei Gestapo. Von 1934 bis 1936 diente es als "Konzentrationslager Columbia" der SS und war damit das einzige KZ in Berlin. Die 156 Einzelzellen waren mit durchschnittlich 400 bis 450 Insassen überbelegt. Insgesamt waren nach den Angaben etwa 8000 Männer im KZ Columbia inhaftiert, überwiegend politische Gegner der Nazis, aber auch Juden, Geistliche, Künstler, Homosexuelle und als sogenannte Berufsverbrecher titulierte Menschen. Nach Schließung des KZ Columbia wurden die Gefangenen ins KZ Sachsenhausen in Oranienburg transportiert.
Nazis bauten aktuelles Gebäude, Betrieb bis 2008
Andrea Riedle, Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors, sprach von einem besonderen Ort innerhalb der Berliner Haftanstalten. Die Wichtigkeit des Ortes werde bisher nicht deutlich. Die zunächst temporär gedachte Gestaltung ist für zwei bis zehn Jahre konzipiert. Jutta Hein-Wenzler, Geschäftsführerin des Tempelhof Projekt GmbH, begründete dies mit den möglicherweise sehr umfangreichen Sanierungsarbeiten, die am Flughafengebäude in den kommenden Jahren anstehen.
Der Berliner Flughafen Tempelhof wurde bereits in den 20er Jahren errichtet und war bald Europas Flughafen mit den meisten Passagieren. In den 30er Jahren wurde das neue Flughafengebäude errichtet, das bis heute dort steht. Während des Zweiten Weltkrieges bauten die Nazis dort im großen Stil Kampfbomber und setzten die Nazis auch Zwangsarbeiter ein.
Nach dem Krieg nutzten die Amerikaner den Flughafen als Basis - dort landeten etwa während der legendären Luftbrücke (1948 bis 1949) Flugzeuge im 90-Sekunden-Takt. In den folgenden Jahren war der Flughafen wegen seiner zentralen Lage bei Geschäftsleuten beliebt. Er schloss 2008, in Erwartung der baldigen Eröffnung des neuen Airports BER, die sich bekanntlich bis zum Oktober 2020 verzögerte.