Opferzahl schockiert Türkei Gericht verurteilt elf Menschen nach Brandkatastrophe
31.10.2025, 16:46 Uhr Artikel anhören
In dem Hotel hatten zum Zeitpunkt des Brandes 238 Gäste übernachtet.
(Foto: IHA/AP/dpa)
In einem Skigebiet in der türkischen Provinz machen viele Familien Urlaub. Im vergangenen Winter kommt es dort jedoch zu einem verheerenden Brand in einem Hotel, mit vielen Toten. Während des Prozesses werden gravierende Sicherheitsmängel aufgedeckt. Das Gericht spricht nun lange Haftstrafen aus.
Neun Monate nach dem verheerenden Hotelbrand mit fast 80 Toten im türkischen Skigebiet Kartalkaya sind elf Menschen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Das gab ein Gericht in der nahegelegenen Stadt Bolu im Norden des Landes bekannt. Der Hotelbesitzer, seine Familie, der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Bolu und weitere wurden zu dutzendfacher lebenslanger Haft wegen des Todes von 34 Kindern und 44 Erwachsenen verurteilt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Insgesamt waren wegen des Brandes 32 Menschen vor Gericht gestellt worden, 20 von ihnen waren in Untersuchungshaft.
Bei dem nächtlichen Feuer in dem direkt an einer Skipiste gelegenen Hotel "Grand Kartal" waren im Januar 78 Menschen ums Leben gekommen, darunter 36 Kinder. 137 Menschen wurden zudem verletzt. Das Unglück ereignete sich während der Winterferien, als viele Familien dort Skiurlaub machten. Zum Zeitpunkt des Brandes hatte das Hotel 238 Gäste.
Das Feuer brach in der Nacht in der Küche des Hotels aus und überraschte viele Gäste im Schlaf. Es war einer der verheerendsten Brände der jüngeren türkischen Geschichte und löste in der Öffentlichkeit Empörung über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen aus.
Bei den Ermittlungen standen mögliche Versäumnisse der Hotelleitung, der Rettungskräfte und der Behörden im Mittelpunkt. Den Ermittlungsergebnissen zufolge gab es in dem Hotel keinen funktionierenden Feueralarm, einige der Gasanlagen entsprachen nicht den Vorschriften.
Viele Opfer erstickten im Rauch
"Wir hatten regelmäßig Inspektionen", verteidigte sich der Hotelbesitzer Halit Ergül, der den Gaslieferanten für das Unglück verantwortlich machte. "Ich habe noch nicht mal Feuerwerke bei Hochzeiten vor dem Hotel erlaubt, um zu verhindern, dass Vögel sterben", sagte Ergül nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA vor dem Richter.
Angehörige der Opfer hatten der Hotelleitung vorgeworfen, die Gäste nicht alarmiert zu haben. "Sie beeilten sich, ihre Autos zu retten, während unsere Angehörigen im Rauch erstickten", hieß es in einer Erklärung der Angehörigen im Sommer.
Gäste berichteten etwa, dass der Alarm nicht angegangen sei. Zudem sei die Evakuierung für viele unmöglich gewesen. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie Menschen in Panik aus den Fenstern ihrer Zimmer sprangen.
Brandschutz fehlte
Bei einer Inspektion wenige Wochen vor dem Unglück sei auf fehlende Brandschutzmaßnahmen hingewiesen worden, kritisierten die Angehörigen in der Erklärung. Das Hotel-Management habe dies aber mit der Begründung ignoriert, "dass die Maßnahmen zu teuer seien".
Nach der Katastrophe machten sich die Regierung und die zuständigen Vertreter der Gemeinde Bolu gegenseitig verantwortlich. Kritiker bemängeln, dass unter den Verurteilten keine Vertreter des ebenfalls für die Einrichtung zuständigen Tourismusministeriums seien.
Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa