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Gericht sieht viele Versäumnisse Eltern von Amokläufer in Michigan müssen lange in Haft

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Jennifer und James C. sollen ihrem Sohn Ethan Zugriff auf eine Waffe ermöglicht haben.

Jennifer und James C. sollen ihrem Sohn Ethan Zugriff auf eine Waffe ermöglicht haben.

(Foto: via REUTERS)

2021 erschießt ein 15-Jähriger an einer US-Highschool mehrere Menschen. Ein Gericht verurteilt nun dessen Eltern und sieht schwere Versäumnisse. Es habe mehrere Anzeichen für einen Amoklauf gegeben - und das sogar am Tag der Tat.

Zum ersten Mal sind in den USA die Eltern eines Schul-Amokschützen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Ihr heute 17-jähriger Sohn hatte im November 2021 an seiner Highschool im US-Staat Michigan vier Mitschüler und Mitschülerinnen erschossen. Er sitzt eine lebenslange Haftstrafe ab, unter anderem wegen Mordes. Richterin Cheryl Matthews verkündete nun auch das Strafmaß für seine Eltern, Jennifer und James C. Demnach könnten sie frühestens nach zehn Jahren auf Bewährung entlassen werden. Sollte dies abgelehnt werden, könnten sie nicht länger als 15 Jahre in Haft bleiben.

Die Eltern des Jugendlichen waren der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden worden. Die Staatsanwaltschaft legte Beweise vor, dass sie eine ungesicherte Waffe zu Hause aufbewahrten und Gleichgültigkeit gegenüber der mentalen Gesundheit ihres Sohnes an den Tag legten.

Ethan C. zeichnete dunkle Bilder einer Waffe, einer Patrone und eines verwundeten Mannes auf eine Matheaufgabe, begleitet von düsteren Phrasen: "Die Gedanken wollen nicht aufhören. Helft mir. Mein Leben ist sinnlos. Überall Blut." Mitarbeiter der Oxford-Highschool nördlich der Metropole Detroit verlangten zwar nicht, dass er nach Hause geht, waren aber überrascht, als dessen Eltern dies bei einem kurzen Treffen nicht selbst anboten, sondern zu ihrer Arbeit zurückkehrten. Noch am selben Tag zog der damals 15-Jährige eine Pistole aus seinem Rucksack und eröffnete das Feuer. Die Staatsanwaltschaft warf den Eltern vor, dem Teenager die Waffe kurz vor der Tat geschenkt zu haben.

Richterin sieht Ignoranz

Die Eltern hätten es versäumt, Schritte zu unternehmen, die einen "außer Kontrolle geratenen Zug" hätten stoppen können, befand Richterin Matthews. Bei den Verurteilungen gehe es nicht um schlechte Erziehung, sondern um schwere Versäumnisse. "Es geht um das wiederholte Ignorieren von Dingen, die einem vernünftigen Menschen die Nackenhaare zu Berge stehen lassen würden." Wieder und wieder habe es die Möglichkeit gegeben, aktiv zu werden. Diese sei jedoch ignoriert worden.

In dem Verfahren sagten zwar keine Experten zum Geisteszustand von Ethan C. aus. Aber die Richterin gestattete es den Geschworenen, trotz Einwänden der Verteidigung Auszüge aus seinem Tagebuch zu sehen. "Ich habe keinerlei Hilfe für meine psychischen Probleme und das führt dazu, dass ich (...) in der Schule herumschieße", schrieb er. "Ich möchte Hilfe, aber meine Eltern hören mir nicht zu, also kann ich keine Hilfe bekommen." Auf die Frage, ob ihr Sohn vor der Tat von Halluzinationen berichtet habe, sagte Jennifer C. er habe nur herumgealbert.

An dem Verfahren nahmen auch die Familien der getöteten Schülerinnen und Schüler teil. Vor der Urteilsverkündung hatten sie die Richterin um eine zehnjährige Haftstrafe für die Eltern von Ethan C. gebeten. "Das Blut unserer Kinder klebt auch an Ihren Händen", sagte Craig S., der einen Kapuzenpullover mit dem Bild seines getöteten Sohnes trug, zu den Angeklagten.

Nicole B., die Mutter einer getöteten Schülerin, sagte: "Während Sie eine Waffe für Ihren Sohn kauften und sie unverschlossen liegen ließen, half ich ihr, ihre College-Aufsätze fertigzustellen." Die Staatsanwaltschaft erklärte, geradezu tragisch einfache Handlungen beider Eltern hätten die Katastrophe stoppen können.

Quelle: ntv.de, rog/AP

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