Sorge vor Radioaktivität Erste Löscherfolge bei Brand in Tschernobyl
14.04.2020, 14:43 Uhr
Etwa 400 Feuerwehrleute versuchen seit Tagen die Brandherde um Tschernobyl herum zu löschen.
(Foto: via REUTERS)
Seit anderthalb Wochen kämpfen Hunderte Einsatzkräfte in der Sperrzone um das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl gegen einen Großbrand. Nun melden die ukrainischen Behörden, es gebe zumindest kein offenes Feuer mehr. In Kiew werden indes erhöhte Cäsium-137-Werte gemessen.
Im Kampf gegen den Waldbrand in der Sperrzone um das ehemalige sowjetische Atomkraftwerk Tschernobyl gibt es nach Angaben der ukrainischen Behörden erste Fortschritte. Dank des Einsatzes der Feuerwehr und Regenfällen gebe es "kein offenes Feuer mehr", erklärte die Katastrophenschutzbehörde. Die Einsatzkräfte kämpften nun nur noch gegen einzelne Schwelbrände. An dem Einsatz beteiligen sich den Angaben zufolge mehr als 400 Feuerwehrleute und Rettungskräfte mit jeweils drei Löschflugzeugen und -hubschraubern. Mit schwerer Technik hätten Ingenieure insgesamt 110 Kilometer Brandschneisen gegraben. Am Montag hätten diese 540 Tonnen Wasser über den Flammen verteilt.
Der Waldbrand war vor anderthalb Wochen von einem Anwohner verursacht worden, der angab, zum Zeitvertreib gezündelt zu haben. Wie groß die von dem Feuer zerstörte Fläche ist, geben die Behörden seit Tagen nicht mehr an. In der Hauptstadt Kiew war am Morgen ein beißender Rauchgeruch wahrnehmbar. Behörden zufolge gab es durch die seit zehn Tagen währenden Brände erhöhte Werte des radioaktiven Stoffs Cäsium-137 in Kiew. Sie seien jedoch unterhalb der Grenzwerte geblieben, hieß es. In den vergangenen Jahren kam es mehrfach zu Feuern in den unbesiedelten Gebieten der Zone.
Nach Kritik an seinem Schweigen zu dem Großbrand bezog der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj am Montagabend erstmals Stellung. Er verfolge die Lage in der Sperrzone sehr genau, erklärte er, und kündigte an, den Chef der Katastrophenschutzbehörde einzubestellen. "Die Gesellschaft hat das Recht, die Wahrheit zu kennen und in Sicherheit zu sein", erklärte der Präsident angesichts von Gerüchten über einen Anstieg der Radioaktivität durch das Feuer und Risiken für die Ruine des früheren Atomkraftwerks Tschernobyl.
Der Reaktorblock 4 des sowjetischen Atomkraftwerks Tschernobyl war am 26. April 1986 bei einem Sicherheitstest explodiert. Der GAU rund hundert Kilometer nördlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew war der schwerste Atomunfall in der Geschichte, die Umgebung des Akw ist bis heute stark verstrahlt. Nach dem Reaktorunglück vor 34 Jahren war im Radius von 30 Kilometern eine Sperrzone rund um das Kraftwerksgelände errichtet worden. Kommerzielle Landwirtschaft ist dort noch immer verboten.
Quelle: ntv.de, jug/AFP/dpa