Bei Besuch in Ägypten Erster Deutscher an Coronavirus gestorben
08.03.2020, 17:43 Uhr
Eine Krankenschwester betrachtet in Schutzkleidung und mit einer Atemmaske zwei Abstrichröhrchen.
(Foto: Bernd Thissen/dpa/Archivbild)
Die Epidemie fordert das erste deutsche Opfer: Ein 60-Jähriger stirbt bei einem Besuch in Ägypten am Coronavirus. In Deutschland sind inzwischen mehr als 900 Menschen infiziert.
Erstmals ist ein deutscher Staatsbürger nachweislich an der neuartigen Lungenerkrankung Covid-19 gestorben. Es handle sich um einen 60 Jahre alten Mann, der vor einer Woche nach Ägypten eingereist sei, teilte das ägyptische Gesundheitsministerium mit. Es ist zugleich der erste Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 in Afrika. Aus welchem deutschen Bundesland der Mann stammte, ist noch unklar.
Der Mann sei aus der bei Touristen beliebten Stadt Luxor im Süden Ägyptens in den Strandort Hurghada gereist, teilte Ministeriumssprecher Chalid Megahid mit. Nach seiner Ankunft habe er eine erhöhte Temperatur gehabt und sei im Krankenhaus positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden. Der Mann sei auf der Intensivstation behandelt worden und habe sich geweigert, in eine andere Klinik verlegt zu werden. Sein Zustand habe sich zunehmend verschlechtert, am Sonntag sei er verstorben.
Ägypten hatte im Vergleich zu anderen Ländern im arabischen Raum zunächst vergleichsweise wenige Sars-CoV-2-Infektionen gemeldet. Vor allem der regionale Nachbar Iran, wo inzwischen nach offizieller Statistik rund 145 Menschen an der vom Virus verursachten Krankheit Covid-19 verstarben, sowie Kuwait, Bahrain und der Irak meldeten Dutzende nachgewiesene Infektionen. Ägypten, mit 100 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Nordafrikas, meldete bisher 48 Nachweise. Darunter waren 45 Menschen von Bord eines Kreuzfahrtschiffs, das auf dem Nil in Oberägypten unterwegs war.
Mehr als 900 Infektionen in Deutschland
In Deutschland stieg die Zahl der Infektionen inzwischen auf 902. Allein in Nordrhein-Westfalen seien 398 Fälle bestätigt worden, teilte das Robert-Koch-Institut mit. In Baden-Württemberg seien 182 Ansteckungsfälle bekannt, in Bayern 172. Das sei der Stand von 15.00 Uhr. Sachsen-Anhalt bleibt demnach das einzige Bundesland ohne einen bestätigten Infektionsfall.
Allerdings wurde ein Krankenhaus im sachsen-anhaltischen Zerbst für neue Patienten und Besucher gesperrt. Grund dafür ist, dass in der Einrichtung ein Arzt aus Sachsen arbeitet, der positiv auf das neuartige Coronavirus getestet wurde. Der Fall zählt statistisch nicht zu Sachsen-Anhalt. Der Mann war zuvor im besonders vom Coronavirus betroffenen Südtirol gewesen und wies leichte Beschwerden auf. Derzeit läuft die Suche nach Menschen, die mit dem Arzt Kontakt hatten.
Gesundheitsminister Jens Spahn empfiehlt, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst abzusagen. Zurzeit geschehe dies aus seiner Sicht immer noch zu zaghaft. "Angesichts der dynamischen Entwicklung der letzten Tage sollte das schnell geändert werden", sagte er. Von solchen Absagen betroffen könnten unter anderem Bundesligaspiele, Messen und große Konzerte sein.
Spahn sagte weiter, oberstes Ziel sei es, die Ausbreitung des neuartigen Virus zu verlangsamen. "Denn je langsamer sich das Virus verbreitet, desto besser kann unser Gesundheitssystem damit umgehen." Er ermuntere auch jeden Einzelnen: "Wägen Sie ab, was Ihnen im eigenen Alltag so wichtig ist, dass Sie darauf in den nächsten zwei bis drei Monaten nicht verzichten wollen, sei es der Clubbesuch, die Geburtstagsfeier im familiären Kreis oder die Vereinssitzung." Mit dieser Vorsicht schütze man vor allem ältere und chronisch kranke Mitbürger.
Mehr Geld für Erforschung von Impfstoff
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek will indes mehr Mittel für die Forschung eines Impfstoffs gegen das neue Coronavirus bereitstellen. "Wir werden wahrscheinlich noch einmal die Mittel für die Impfstoffentwicklung aufstocken. Ein Impfstoff wäre natürlich die beste Methode, künftige Erkrankungen durch das Virus zu verhindern", sagte Karliczek im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Auch in Deutschland werde bereits intensiv am Coronavirus geforscht. Ein weltweit erster diagnostischer Test sei an der Berliner Charité entwickelt worden. "Das war auch möglich, da wir die Gesundheitsforschung auf breiter Basis unterstützen", sagte Karliczek.
Das Bundesforschungsministerium hatte die Förderung der Virologie gerade erst um zehn Millionen Euro aufgestockt. Dabei geht es um einen möglichen Einsatz vorhandener Medikamente und die Entwicklung neuer Medikamente gegen die Erkrankung Covid-19, die durch das Virus verursacht wird.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/DJ