Flohrs "Vegan Body Reset" Lecker essen und wieder gesund werden


(Foto: Justyna Schwertner)
Alexander Flohr weiß, wie es sich mit viel zu vielen Kilos anfühlt. Seine eigenen Gesundheitsprobleme machen aus dem Straßenbaumeister einen veganen Koch und Ernährungsberater. Jetzt fetzt sein Essen, hält ihn gesund und fühlt sich trotzdem kein bisschen nach Diät an.
Unter den Kochbuchautoren ist Alexander Flohr ein bisschen der Exot. Denn der gelernte Straßenbauer hätte vermutlich sein heutiges Leben am Herd selbst kaum vorhergesehen, obwohl er schon immer gern gekocht und gegessen hat. Doch gerade hat er mit "Vegan Body Reset" sein inzwischen sechstes Kochbuch veröffentlicht und die Baufirma ist längst Vergangenheit.
Flohrs ausschließlich vegane Rezepte leben noch immer von seiner Geschichte. Im Oktober 2012 hat er seit zwei Jahren die Meisterschule abgeschlossen, führt schon zehn Jahre lang erfolgreich seine eigene Baufirma, hat drei Kinder, ist verheiratet und extrem übergewichtig. Und nicht nur das. Er hat massive Gesundheitsprobleme. Sein Darm ist entzündet, er gerät schon bei kleinsten Anstrengungen außer Atem, hat Asthma, sein Körper schmerzt. Schließlich landet er mit Anfang 30 mehrfach im Krankenhaus.
Weil er nicht jahrzehntelang Tabletten nehmen will, um seine Kinder aufwachsen zu sehen, macht er einen radikalen Schnitt - bei der Ernährung. Er isst nur noch, bis er satt ist. Außerdem wird er zunächst Vegetarier, dann Veganer, obwohl das in den 2010er-Jahren alles andere als sexy ist. Und weil es so wenig vegane Produkte gibt, lernt er selbst ganz neu kochen.
Mehr als Gurke und Tomate
"Ein paar Wochen habe ich mich vorrangig von Gurken und Tomaten ernährt", erzählt er ntv.de. "Dann habe ich geschnallt, dass ich mir Geschmäcker, die ich immer gemocht habe und auch weiterhin genießen möchte, irgendwie umbauen muss." Ein erster Versuch ist Gulasch. "Ich habe gedacht, ich mache einfach mal statt Fleisch Kartoffeln rein. Die Röstaromen habe ich durch angebratene getrocknete Pilze reingebracht und durch angeröstetes Tomatenmark. Das war der totale Hammer." Flohr experimentiert immer weiter und wird nebenher nicht nur leichter, sondern auch immer gesünder.

Von der Pattymasse für den brotlosen Gorillaburger kann man durchaus mehr zubereiten. Sie schmeckt auch als Frikadelle gebraten.
(Foto: Hubertus Schüler)
Nach der Arbeit auf dem Bau schreibt er die Rezepte nieder, die ihm am besten schmecken und die gut funktionieren. Manchmal bringt er seinen Kundinnen und Kunden eines seiner ersten Kochbücher mit. "Die haben sich durch meine Gerichte an ihre Kindheit erinnert gefühlt. Früher hat man auch sehr viel Gemüse gegessen und nur selten mal ein Stück Fleisch dazu." In den sozialen Medien finden seine deftigen Gerichte schnell viele Fans. Als Missionar für veganes Essen möchte er trotzdem nicht verstanden werden. "Ich zwinge keinem was auf. Ich gebe nur die Möglichkeit und zeige auf, dass man sich pflanzlich ernähren kann", betont der inzwischen 43-Jährige. Um das selbst zu durchschauen, macht er eine Ausbildung zum Ernährungsberater.
Im neuen Kochbuch mit höchst verlockenden Fotos von Hubertus Schüler will Flohr auch anderen den Weg zu besserer Gesundheit schmackhaft machen. Sein Vorschlag: 30 Tage lang vegane Ernährung durchziehen und einfach mal schauen, was sich verändert. Im Buch berichten sechs Menschen, wie Flohrs Methoden bei ihnen funktioniert haben. Sie haben in den 30 Tagen zwischen vier und elf Kilo verloren, vor allem aber bemerken sie Verbesserungen bei Schlafstörungen, Arthrose, Migräne, Bluthochdruck oder Gelenkschmerzen.
Für die Zwiebelringe
1 rote Zwiebel
1 ½ EL Himbeeressig
½ TL Agavendicksaft
1 kleine Prise Salz
Für Pattys und Banane
120 g Kidneybohnen aus der Dose (Abtropfgewicht)
30 g geschrotete Leinsamen (evtl. etwas mehr)
½ TL getrockneter Oregano
½ TL edelsüßes Paprikapulver
Salz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 ½ EL Olivenöl
1 kleine Banane
Für die Sauce
1 ½ EL Erdnussmus
Saft von ½ Limette
1 TL Agavendicksaft
1 TL veganes Sambal Oelek
1 Prise Salz
Für die Salatbasis
1 geröstete Paprika aus dem Glas
4 Blätter Lollo bionda (alternativ Kopfsalat)
1 Fleischtomate
Wer einfach mal kosten will, dem schlägt Flohr seinen Gorillaburger mit gebratener Banane und marinierten Zwiebeln vor.
Zubereitung
Für die Zwiebelringe die Zwiebel schälen, in dünne Ringe schneiden und in eine Schale geben. Essig, Agavendicksaft und Salz darübergeben, mischen und beiseitestellen. Für die Pattys die Bohnen kurz abtropfen lassen, mit 3 EL Wasser in einen Mixbecher geben und mit dem Stabmixer leicht stückig pürieren. Leinsamen, Oregano und Paprikapulver unterheben, kräftig mit Salz und Pfeffer abschmecken und 5 Minuten ruhen lassen.
Die Konsistenz der Pattymischung nach Bedarf mit etwas Wasser oder Leinsamen ausgleichen. Aus der Masse zwei gleich große Pattys formen und in einer Pfanne im Olivenöl bei mittlerer Hitze von beiden Seiten jeweils 3-4 Minuten knusprig anbraten. Die Banane schälen, quer halbieren, dann jeweils längs in drei Scheiben schneiden. Mit in die Pfanne geben und ebenfalls von beiden Seiten bräunlich anbraten.
Währenddessen für die Sauce alle Zutaten glatt rühren. Nach Bedarf noch etwas Wasser zufügen. Für die Salatbasis die Paprika etwas abtropfen lassen und in dünne Streifen schneiden. Den Salat waschen und trocken schütteln. Die Tomate waschen und in dünne Scheiben schneiden, dabei den Stielansatz entfernen. Die Salatblätter auf zwei Teller verteilen und darauf die Tomatenscheiben anrichten. Paprikastreifen darüber geben, gefolgt vom Patty und von den Bananenstreifen. Die Zwiebeln direkt aus der Essigmischung heben und auf die Bananen geben. Die Sauce über die Pattys träufeln und heiß genießen.
Keine Diät
An Flohrs begleitender Facebook-Challenge nahmen im Januar 2000 Menschen teil. Seine eigene Gesundung ist ihm selbst immer noch präsent. "Ich weiß nicht, ob ich das damals so einfach geglaubt hätte, wenn mir das einer erzählt hätte", sagt er. Nach vier Monaten sei das Asthma weg gewesen. "Nach acht Monaten waren die Blutwerte wieder normal, nach gut einem Jahr hatte ich 50 Kilogramm abgenommen und war komplett wiederhergestellt".
Es sei einfach schön, das Leben wieder zu genießen. "Ich hoffe immer, dass ich damit andere Menschen motivieren kann. Weil ich weiß, wie man sich mit viel zu vielen Kilos fühlt, die man schon viel zu lange mit sich herumschleppt." Dabei ist Flohr keiner, der gern lange in der Küche steht. "Ich arbeite, seitdem ich 17 bin, schon immer in Vollzeit und nicht nur 40 Stunden, sondern auch gern mal 50 oder 60. Das heißt auch in der Zeit, wo ich schon gut und frisch gekocht habe, musste das immer irgendwie schnell gehen."
Für seine Rezepte heißt das bis heute, sie sollen schnell auf dem Tisch stehen. Flohrs Richtzeit liegt bei etwa 30 Minuten, dann soll das Essen fertig sein. Bei der jüngsten Challenge hätten ihm immer wieder Leute geschrieben, dass sie damit gerechnet hatten, es gäbe Salat oder fades Essen. Stattdessen stehen Aufläufe, kräftige Suppen oder auch Burger auf dem Speiseplan. "Das fetzt richtig. Man isst lecker und ausgewogen und nimmt dabei noch ab. Da vergisst man dieses Diätgefühl und es soll ja auch keine Diät sein, sondern eine Ernährungsumstellung."
Quelle: ntv.de