"Unter ständigem Spardruck" Evangelische Journalistenschule schließt Pforten
16.03.2022, 20:59 Uhr
Auszubildende erlernen ihr Handwerk - hier im Tonstudio.
(Foto: Förderverein und Freundeskreis der EJS)
Seit Jahrzehnten ist die Evangelische Journalistenschule eines der renommiertesten Institute für die Ausbildung des publizistischen Nachwuchses in Deutschland. Grund für das Aus ist Spardruck. Der Schulleiter nennt die Schließung "ein verheerendes Signal nicht nur für die evangelische Publizistik".
Das Ende der Evangelische Journalistenschule (EJS) ist beschlossene Sache. Der Aufsichtsrat des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik als Träger entschied auf seiner heutigen Sitzung, die grundständige Ausbildung in der Schule mit Sitz in Berlin nicht fortzusetzen, wie das GEP nach der Sitzung mitteilte. Seit Jahren gab es Diskussionen um die Zukunft der Journalistenschule, die eine jahrzehntelange Tradition hat. Ein Förderverein und auch Gewerkschafter hatten immer wieder den Erhalt gefordert.
Die Schließung der EJS hat finanzielle Hintergründe. Der Träger teilte weiter mit, man bedauere sehr, dass nach intensiven Beratungen in den vergangenen Jahren kein Weg gefunden worden sei, die Weiterarbeit betriebswirtschaftlich zu verantworten. Die Institution verwies zugleich auf einen eigenen Sparkurs, in den kommenden Jahren müsse ein Kostenvolumen von 1,9 Millionen Euro strukturell abgebaut werden. Das GEP ist eine publizistische Einrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Ein ehemaliges Teilprojekt der Schule soll fortgeführt werden. Zudem wolle sich das GEP auch künftig in der journalistischen Aus- und Weiterbildung engagieren. Noch in diesem Jahr soll ein Ausbildungskonzept entstehen. Für bis zu fünf junge Menschen werde ab 2023 ein Volontariat mit einer Dauer von 24 Monaten in Frankfurt am Main angeboten, hieß es weiter.
Pro Ausbildungsjahrgang 16 Neue
Der Schulleiter Oscar Tiefenthal nannte das Aus "eine bittere und falsche Entscheidung", wie es in einer Pressmitteilung des Freundeskreises der EJS heißt. "An der EJS haben wir 27 Jahre lang unter ständigem Spardruck und mit verhältnismäßig kleinem Budget eine hochwertige Ausbildung gewährleistet. Ausgerechnet im Bereich Qualitätsausbildung für Journalistinnen und Journalisten die Lichter auszuknipsen, ist ein verheerendes Signal nicht nur für die evangelische Publizistik."
Die Evangelische Journalistenschule stand eigenen Angaben zufolge in der Tradition der ältesten Institution der Journalistenaus- und -fortbildung in der Bundesrepublik, der 1950 gegründeten "Christlichen Presse-Akademie". Seit 1995 bildete die EJS dann pro Ausbildungsjahrgang 16 eigene Volontärinnen und Volontäre aus. Die Ausbildung galt als renommiert und brachte zahlreiche Absolventinnen und Absolventen hervor, die in den vergangenen Jahrzehnten die Medienlandschaft mitprägten - und das immer mit einem ethischen Anspruch.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa