Panorama

Nach fast 30 Jahren Ex-Häftling trifft Brieffreundin persönlich

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Johnson wurde für einen Mord verurteilt, den er nicht begangen hat.

Johnson wurde für einen Mord verurteilt, den er nicht begangen hat.

(Foto: AP)

Fast 30 Jahre sitzt Lamar Johnson unschuldig im Gefängnis, und fast genauso lange schreibt ihm Ginny Schrappen. Als Johnson überraschend freikommt, wird einer seiner Träume wahr. Eine Begegnung mit der Frau, die all die Jahre an seine Unschuld geglaubt hat.

Im Februar hebt ein Richter im US-Bundesstaat Missouri die Verurteilung von Lamar Johnson auf. Johnson verbüßte zu diesem Zeitpunkt eine lebenslange Haft wegen Mordes. Doch dann konnte bewiesen werden, dass er die Tat gar nicht begangen hatte. Kurz darauf wurde Johnson freigelassen.

Seine neugewonnene Freiheit ermöglichte dem 49-Jährigen die Begegnung mit einem der wenigen Menschen, der immer an seine Unschuld geglaubt hatten. Die inzwischen 80-jährige Ginny Schrappen hatte Johnson während seiner Haftzeit regelmäßig geschrieben, daraus war eine tiefe Freundschaft entstanden.

Der US-Sender CBS war mit Kameras dabei, als sich Johnson und Schrappen das erste Mal persönlich trafen. Besonders wenn man unschuldig sei, möchte man, "dass jemand an einen glaubt", sagte Johnson dem TV-Sender. "Denn wenn du Menschen hast, die an dich glauben und dich nicht aufgeben, dann ist es für dich schwieriger, dich selbst aufzugeben."

Ein Brief von einem Unbekannten

Der Kontakt zwischen den Brieffreunden war vor mehr als 25 Jahren zustande gekommen, nachdem Johnson an die Diözese von St. Louis geschrieben hatte. Ein Diakon ihrer Kirche gab Schrappen diesen Brief. Johnson war wegen des Mordes an Marcus Boyd im Oktober 1994 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Polizei und Staatsanwaltschaft waren überzeugt, Johnson habe Boyd während eines Streits um Drogengeld auf seiner Veranda niedergeschossen, obwohl Johnson versicherte, dass er mit seiner Freundin meilenweit entfernt war, als der Mord stattfand.

Schrappen schrieb an Johnson. "Mir wurde schon früher vorgeworfen, naiv zu sein, und das ist in Ordnung", sagte Schrappen dem CBS-Reporter. Sie habe sich jedoch nie Sorgen gemacht und immer gewusst, dass Johnson "nicht kommen und mich holen würde". Ihr sei klar gewesen, dass Johnson unschuldig war.

Nach all den Jahren im Gefängnis stand die Begegnung mit Schrappen ganz oben auf der Liste der Dinge, die der Ex-Häftling erleben wollte. Auf Videoaufnahmen des Senders ist zu sehen, wie sich die alte Dame und Johnson bei ihrer persönlichen Begegnung an der Haustür zu Schrappens Wohnung lachend umarmen. Schrappen zeigt ihm ihre Wohnung und hat auch Geschenke für den Freund: eine Packung seiner Lieblings-Frühstücksflocken und einen Brief. Darin steht unter anderem: "Du verdienst das Beste, Lamar."

Quelle: ntv.de, sba

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