Hangrutsche "werden heftiger" Experte: Hunderte Kilometer Bahnstrecke sind gefährdet
29.07.2025, 12:15 Uhr Artikel anhören
Im Unfallgebiet kam es zu massiven Regenfällen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ein Erdrutsch führt am Sonntagabend dazu, dass ein Regionalexpress in Baden-Württemberg entgleist. In Zukunft könnten solche Hangbewegungen laut einem Experten nicht nur häufiger vorkommen, sie drohen zudem "viel größer" zu werden.
Als Reaktion auf das tödliche Bahnunglück von Riedlingen im Südosten Baden-Württembergs warnt ein Experte vor mehr Hangrutschen durch Starkregen bundesweit. Diese Ereignisse träten plötzlich an Stellen auf, wo es bisher wenig Probleme gab, sagte Michael Krautblatter, Professor für das Fachgebiet Hangbewegungen an der Technischen Universität München, dem WDR. "Und sie werden auch viel größer und heftiger."
Am Sonntagabend war ein Regionalexpress bei Riedlingen im Südosten Baden-Württembergs entgleist. Drei Menschen starben, 41 wurden verletzt, zum Teil schwer. Auslöser des Unglücks war nach bisherigen Erkenntnissen ein Erdrutsch an einer Böschung. Zuvor kam es zu massiven Regenfällen in dem Gebiet.
Ablagerungen aus der Eiszeit
"Es gibt gewisse Schichten, die bekannt sind und die sehr anfällig sind für diese Rutschgebiete", sagte er. "Hier jetzt in dem Fall des Unglücks sind das Gletscherablagerungen der vorletzten Eiszeit, die dort über einem ebenfalls rutschanfälligen Bereich liegen, den wir Obere Süßwassermolasse nennen."
Trotzdem sei es im Einzelfall schwierig zu sagen, wo Erdrutsche genau auftreten werden. "Man muss sich vorstellen, dass Hunderte von Kilometern Bahnlinien in Deutschland durch rutschanfällige Gebiete führen - wahrscheinlich sogar wenige Tausend."
Laut Krautblatter gibt es Frühwarnsysteme, mit denen gefährdete Bereiche überwacht werden können. Diese würden Verschiebungen von Millimetern messen. "Wenn es um kleine Flächen geht, also wie jetzt hier auch im Bereich Riedlingen, gibt es natürlich schon Möglichkeiten der Hangsicherung." Das Problem sei die große Menge an potenziell gefährdeten Gebieten.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa