Panorama

Fünf Tote in HessenFalsche Ärztin wegen Mordes angeklagt

18.05.2020, 18:51 Uhr
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In diesem Krankenhaus praktizierte die Angeklagte - obwohl sie gar keine Zulassung hatte. (Foto: dpa)

In Hessen wird eine Frau angeklagt, die sich als Ärztin ausgegeben haben und so den Tod von fünf Menschen verschuldet haben soll. Jetzt muss sie sich wegen Mordes verantworten. Der spektakuläre Fall sorgt seit Monaten für Schlagzeilen.

Die Staatsanwaltschaft Kassel hat gegen eine mutmaßlich falsche Ärztin Anklage wegen fünffachen Mordes aus niederen Beweggründen erhoben. Die Anklage wirft der Frau in elf weiteren Fällen gefährliche Körperverletzung vor, wie die Anklagebehörde mitteilte.

Die 49-Jährige soll sich über gefälschte Unterlagen eine Stelle als Assistenzärztin in einem Krankenhaus im nordhessischen Fritzlar erschlichen haben. Von November 2015 bis August 2018 soll sie dort ohne ärztliche Zulassung unter anderem als Assistenzärztin in der Anästhesie gearbeitet haben.

Bei den Anästhesien soll es laut Staatsanwaltschaft in mehreren Fällen unter anderem durch die fehlerhafte Dosierung der Medikamente zu Behandlungsfehlern gekommen sein. Angeklagt sind 16 Fälle, in denen es zu Gesundheitsschäden gekommen sein soll, in fünf davon sollen die behandelten Patienten infolge der Behandlungsfehler gestorben sein. Dies soll die 49-Jährige "aus eigensüchtigen Motiven in Kauf genommen" haben.

Zahlreiche weitere Vergehen

Angeklagt sind zudem zahlreiche weitere Gesetzesverstöße, darunter unter anderem Urkundenfälschung, Betrug sowie Missbrauch von Titeln und Berufsbezeichnungen. In einem weiteren Verfahren werden Behandlungen der Frau auf Fehler überprüft. Die Ermittlungen dazu seien noch nicht abgeschlossen, hieß es. Ermittelt werde zudem, ob einem vorgesetzten Arzt Aufsichtspflichtverletzungen vorzuwerfen sind. Gegenüber RTL hatte die Staatsanwaltschaft Kassel im vergangenen Herbst den Verdacht geäußert, dass zwei Ärzte im Verdacht stünden, dass sie die Frau gewähren ließen, obwohl sie von ihren Fehlern wussten.

In dem Fall wurde seit Januar 2019 ermittelt. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen wurde im November die Leiche eines 80-Jährigen exhumiert. Nach der rechtsmedizinischen Untersuchung wurde der Leichnam noch am selben Tag wieder beigesetzt.

Die Klinik versicherte bereits im vergangenen Jahr laut der Zeitung "Hessische/Niedersächsische Allgemeine", dass alle anderen 56 Ärzte über die nötigen Zulassungen verfügten. Bis Ende 2018 sei deren Überprüfung nicht üblich gewesen. Allerdings wäre die falsche Ärztin womöglich dadurch gar nicht aufgeflogen, da sie diese offenbar überzeugend gefälscht hatte. Die Landesärztekammer erstattete erst 2018 Anzeige deswegen - so kam der Fall ins Rollen.

Quelle: ntv.de, vpe/AFP

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