"Katastrophe im Zeitraffer" Feuer in Colorado zerstört ganze Straßenzüge
02.01.2022, 06:35 Uhr
Wetterchaos nahe der Großstadt Denver: Auf die Waldbrände folgte Neuschnee, der die verbliebenen Glutherde bedeckte.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Waldbrände mitten im Winter sind mehr als ungewöhnlich. Dennoch wüten im US-Bundesstaat Colorado schwere Feuer und zerstören rund tausend Häuser. Mehrere Personen gelten als vermisst. Der Ursache der Katastrophe ist noch unklar, es gibt aber einen Durchsuchungsbefehl.
Bei den jüngsten Bränden im US-Bundesstaat Colorado nahe der Stadt Boulder sind nach Behördenangaben fast 1000 Häuser und andere Gebäude zerstört worden. 991 Bauten seien den Flammen zum Opfer gefallen, rund 130 weitere Gebäude seien einer ersten Erhebung zufolge beschädigt worden, teilte das Büro des Sheriffs für den Bezirk Boulder mit. Es sei zu erwarten, dass die Zahl der abgebrannten und beschädigten Bauten bei genaueren Inspektionen noch ansteigen werde.
Am Freitag waren die Behörden noch von rund 500 beschädigten oder zerstörten Häusern ausgegangen. Drei Menschen galten dem Katastrophenschutz zufolge nach den Bränden zunächst noch als vermisst, sieben waren verletzt worden. Die Behörden wollen demnach Suchhunde einsetzen, um die Vermissten zu bergen, sobald es das Wetter zulässt.
Kleinere Brandherde hatten sich am Donnerstag in dem Gebiet rasch ausgebreitet, begünstigt von teils sehr starken Winden. Auf Luftbildern waren ganze Straßenzüge zu sehen, in denen nur noch ein Haufen Asche von den Häusern übrig war. Andere Häuser in der Nachbarschaft blieben aus nicht ersichtlichen Gründen unversehrt.
Fremdverschulden nicht ausgeschlossen
In den Orten Louisville und Superior sollten sich rund 34.000 Einwohner in Sicherheit bringen. Die Ursache der Brände ist noch unklar. Behördenvertreter hatten zunächst spekuliert, dass die für die Winterzeit in der Region untypischen Feuer ausgelöst wurden, als der Wind Stromleitungen zu Boden riss. Sheriff Joe Pelle sagte jedoch am Samstag, es seien keine kaputten Stromleitungen gefunden worden. Es gebe wegen der Brände einen Durchsuchungsbefehl, sagte er, ohne weitere Details zu nennen.
Eine seit Monaten andauernde Dürre in der Region hatte die Ausbreitung der Feuer begünstigt. Verbliebene Glutherde wurden in der Nacht zum Samstag mit rund 20 Zentimeter Neuschnee bedeckt, weswegen das Feuer nicht mehr als bedrohlich galt. Der als "Marshall Fire" bezeichnete Brand hatte sich Medienberichten zufolge auf einer Fläche von etwa 24 Quadratkilometern ausgebreitet.
"Das war eine Katastrophe im Zeitraffer", erklärte Colorados Gouverneur Jared Polis. "Viele Familien hatten nur Minuten, um was immer sie konnten - ihre Haustiere, ihre Kinder - ins Auto zu setzen und wegzufahren." Polis hatte für den Bezirk nordwestlich der Regionalhauptstadt Denver bereits am Donnerstag den Notstand erklärt. US-Präsident Joe Biden genehmigte zudem eine Notstandserklärung nach Bundesrecht, was zusätzliche Hilfe für die Betroffenen ermöglicht.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP