Eins der Schiffe wohl gesunken Frachter stoßen nahe Helgoland zusammen - ein Seemann stirbt
24.10.2023, 09:14 Uhr Artikel anhören
In den frühen Morgenstunden krachen zwei Frachtschiffe südwestlich der Insel Helgoland ineinander. Durch den Aufprall soll eins der Schiffe gesunken sein. Ein Mann kann nur tot geborgen, zwei weitere Personen können aus dem Wasser gerettet werden. Die Suche nach Vermissten geht derzeit noch weiter.
Nach dem Zusammenstoß zweier Frachtschiffe auf der Nordsee bei Helgoland ist ein Seemann tot geborgen worden. Zwei weitere seien gerettet, vier würden noch vermisst, teilt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mit. Dafür seien viele Schiffe im Einsatz, wie das zuständige Havariekommando Cuxhaven zufügt.
Gegen 5 Uhr morgens sollen nach Angaben der Behörde die Frachtschiffe "Polesie" und "Verity" in der Deutschen Bucht zusammengestoßen sein. Die "Polesie" hatte 22 Menschen an Bord. Alle Besatzungsmitglieder seien laut polnischem Reeder "in Sicherheit". Das zur Reederei mit Sitz in Stettin (Szczecin) gehörende Schiff habe auch einen Geretteten der "Verity" an Bord genommen, teilte Reederei-Sprecher Krzysztof Gogol der polnischen Nachrichtenagentur PAP mit.
Der Unfall ereignete sich rund 22 Kilometer südwestlich der Hochseeinsel Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der ostfriesischen Insel Langeoog. Die Rettungskräfte gehen davon aus, dass die "Verity" infolge der Kollision gesunken ist. Der andere Frachter, die "Polesie", sei dagegen schwimmfähig. Wie groß das Schadensbild genau ist und ob möglicherweise Ladung in die Nordsee gelangte, ist noch unklar.
Die unter der Flagge Großbritanniens fahrende 91 Meter lange "Verity" war laut dem Havariekommando auf dem Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordseeküste. Das 2001 in den Niederlanden gebaute Schiff hat auf der Isle of Man seinen Heimathafen. Es gehört zu der britisch-niederländischen Reederei Faversham Ships. Der Frachter "Polesie" ist 190 Meter lang und 28,5 Meter breit - also deutlich größer als die "Verity". Es wurde 2009 in China gebaut und fährt unter der Flagge der Bahamas. Es war seit Montagabend auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Nordwest-Spanien. Ob und was die Frachter geladen hatten, ist noch nicht bekannt.
Windstärke sechs und Wellengang mit bis zu drei Metern
An der Küste war das Wetter am Morgen diesig, die Sichtweite etwa von den Ostfriesischen Inseln auf die Nordsee gering. Laut dem Havariekommando herrschten in dem Seegebiet an der Unglücksstelle Windstärke sechs und Wellengang mit bis zu drei Metern.
An der Suche beteiligen sich viele Schiffe, darunter die Seenotrettungskreuzer der DGzRS, "Hermann Marwede" von Helgoland und die "Bernhard Gruben" aus dem friesischen Hooksiel. Auch der Notschlepper "Nordic" und der Lotsentender "Wangerooge" sind im Einsatz, ebenso die Wasserschutzpolizei mit einem Schiff. Die Deutsche Marine ist mit einem SAR-Rettungshubschrauber dabei.
Das Havariekommando ließ das Seegebiet von einem Sensorflugzeug überfliegen, um nähere Erkenntnisse zu bekommen. Auch das Kreuzfahrtschiff "Iona" der Reederei P&O Cruises, das nahe der Unglücksstelle unterwegs war, unterstütze laut dem Havariekommando die Suche. Dort könnten Schiffbrüchige auch medizinisch versorgt werden - an Bord befinden sich mehrere Ärzte, hieß es. Weiteres medizinisches Personal wollen die Rettungskräfte per Helikopter zur Unglücksstelle bringen.
Das Havariekommando in Cuxhaven übernahm die Gesamteinsatzleitung. Die Behörde ist in Deutschland für die maritime Notfallvorsorge und das Unfallmanagement auf Nord- und Ostsee zuständig. Es ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundes und der fünf norddeutschen Bundesländer. Bei Unfällen auf der Nord- und Ostsee plant und organisiert es Hilfe etwa für Verletzte, bei Verunreinigungen durch Schadstoffe und bei Bränden.
Das Unglück auf der Nordsee ereignete sich fast auf den Tag genau 25 Jahre nach einem der größten Schiffsunglücke in der deutschen Geschichte. Am 25. Oktober 1998 war der italienische Holzfrachter "Pallas" auf dem Weg von Schweden nach Marokko, als die Holzladung vor der dänischen Nordseeküste in Brand geriet. Das Schiff trieb führerlos in deutsche Gewässer und strandete vor der Insel Amrum. Es kam zu einer großen Ölverschmutzung, in deren Folge viele Vögel starben.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa