Noch eine Krawallnacht? Frankreich stoppt Bus- und Straßenbahnverkehr
30.06.2023, 18:42 Uhr Artikel anhören
Kein Kriegsgebiet, sondern nur ...
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Bereits seit drei Nächten stehen Autos in französischen Straßen in Flammen und werden Geschäfte geplündert. Um die Lage unter Kontrolle zu bekommen, ordnet das Innenministerium neue Maßnahmen an. Berlin, London und Washington rufen ihre Bürger zur Vorsicht auf. Präsident Macron spricht von einer Instrumentalisierung.
In Frankreich sollen ab 21 Uhr landesweit keine Busse und Straßenbahnen mehr fahren. Innenminister Gérald Darmanin habe die Präfekten in den Regionen angewiesen, den Verkehr dieser Transportmittel einzustellen, teilt das Innenministerium in Paris mit. Auch der Verkauf von Feuerwerkskörpern, von Benzinkanistern sowie entzündlichen und chemischen Produkten solle systematisch unterbunden werden.
Mit dem Erlass sollen weitere Ausschreitungen in dem Land verhindert werden. In der vergangenen Nacht wurden die dritte Nacht in Folge in mehreren Städten Geschäfte geplündert, Gebäude verwüstet und Feuer gelegt. 875 Menschen wurden festgenommen.
Die Proteste entzündeten sich am Tod des 17-jährigen Nahel M. Der Jugendliche war am Dienstag bei einer Verkehrskontrolle in der Pariser Vorstadt Nanterre von einem Polizisten erschossen worden. Gegen den Beamten wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Polizist sei der "vorsätzlichen Tötung beschuldigt" und in Untersuchungshaft genommen worden, teilte die zuständige Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit.
Macron spricht von Instrumentalisierung
Präsident Emmanuel Macron forderte Onlineplattformen zum Löschen von "besonders sensiblen" Inhalten zu den Ausschreitungen auf. Er erwarte von Plattformen wie Snapchat oder Tiktok verantwortliches Handeln, sagte er nach einer Krisensitzung in Paris. Dort würden "gewalttätige Versammlungen" organisiert, auch werde bei den jungen Nutzern zu einer "Art Nachahmung von Gewalt" angeregt.
"Manchmal hat man das Gefühl, dass einige von ihnen auf der Straße die Videospiele ausleben, die sie infiziert haben", sagte der Staatschef. Er kündigte an, dass auch die Identität der Nutzer angefordert werde, wenn diese Onlinedienste nutzten, um die Gewalt zu verschärfen.
Macron prangerte überdies eine "inakzeptable Instrumentalisierung des Todes eines Jugendlichen" an. Er appellierte auch an die Eltern, dafür zu sorgen, dass sich ihre Kinder nicht an den gewaltsamen Protesten beteiligten.
Auswärtiges Amt aktualisiert Reisehinweise
Deutschland, Großbritannien und die USA rufen ihre Bürgerinnen und Bürger in Frankreich inzwischen zur Vorsicht auf. Nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen sei es zu "teils heftigen gewalttätigen Ausschreitungen" gekommen, schreibt das Auswärtige Amt in seinen aktualisierten Reise- und Sicherheitshinweisen. Reisende sollten sich über die Lage informieren und "weiträumig Orte gewalttätiger Ausschreitungen" meiden.
"Orte und Zeitpunkte von Ausschreitungen sind unvorhersehbar", heißt es in britischen Reisehinweisen. Das Außenministerium in London rät seinen Bürgern, die Medien zu beobachten und fordert sie auf, von Unruhen betroffene Gebiete zu meiden. Die USA erklärten, dass US-Bürger "Massenversammlungen und Gebieten mit beträchtlicher Polizeiaktivität" aus dem Weg gehen sollten, "da diese gewaltsam werden und zu Zusammenstößen führen können".
Quelle: ntv.de, chr/AFP