Panorama

Fahrgeschäft hatte frischen TÜV Fünf Verletzte bei Unfall mit Kettenkarussell in Bayreuth

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Beim Frühlingsfest in Bayreuth werden am Abend mehrere Menschen auf einem Kettenkarussell verletzt, als die Gondeln beim Absenken nicht schnell genug entschleunigen. Als Ursache wird ein technischer Defekt vermutet - dabei war das Fahrgeschäft gerade erst beim TÜV.

Bei einem Unfall mit einem Kettenkarussell auf dem Bayreuther Frühlingsfest sind laut Polizei fünf Menschen verletzt worden. Drei von ihnen hätten mittelschwere, zwei leichte Verletzungen erlitten, sagte ein Polizeisprecher. Unter den Betroffenen waren demnach vier Minderjährige. Zunächst hatte die Polizei von sechs Verletzten gesprochen.

Alle Verletzten hätten das Fahrgeschäft selbstständig verlassen können, sagte der Betreiber des Karussells. "Ich kann momentan nichts sagen - außer dass es mir furchtbar leidtut für die Betroffenen." Er wolle nun vor allem, "dass alle möglichst schnell wieder auf die Beine kommen", sagte der Schausteller, der von drei Verletzten sprach.

Laut Polizei war das Fahrgeschäft am frühen Montagabend mit mehreren Menschen besetzt, als sich beim Absenken die Gondeln zu wenig verlangsamten. Durch den dadurch größeren Radius seien sie dann gegen mehrere umliegende Stangen von Lampen und Werbeaufstellern geprallt, schilderte ein Polizeisprecher. Vermutet wird ein technischer Defekt. Nach ersten Erkenntnissen sorgte er dafür, dass das Karussell die Geschwindigkeit nicht ausreichend verlangsamte. Ein von der Polizei bestellter Gutachter werde das Fahrgeschäft untersuchen, sagte der Polizeisprecher.

Das Kettenkarussell mit 20 Sitzen, das sich bei voller Fahrt auf eine Höhe von 30 Metern dreht, sei gerade vor dem Volksfest erst überprüft worden, berichtete der Schausteller weiter. "Ich habe ganz frischen TÜV bekommen." Just vor dem Start des Frühlingsfestes habe die jährliche Abnahme des Karussells stattgefunden, es sei danach der erste Einsatz gewesen. "Wir wollen wissen, woran es gelegen hat", sagte er. "Wir werden alles in Bewegung setzen und alles dafür tun, um den Vorfall aufzuklären - um wirklich ordnungsgemäß Rede und Antwort zu stehen." Zunächst aber wolle er nicht spekulieren.

An dem Unfallort am Volksfestplatz waren zahlreiche Rettungskräfte im Einsatz. Das Frühlingsfest wurde für eine Stunde unterbrochen, lief aber dann weiter. Lediglich der Bereich rund um das Kettenkarussell war abgesperrt. Das Rote Kreuz richtete eine Betreuungsstelle für mögliche weitere Verletzte ein. Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden. Es werde ein Upload-Portal für mögliche Bildaufnahmen frei geschaltet, sagte der Polizeisprecher.

Schausteller: Sicherheitsstandards in Deutschland sind sehr hoch

Fahrgeschäfte werden in der Regel vor dem Start von Volksfesten einer genauen Untersuchung durch externe Experten unterzogen. "Wir haben in Deutschland mit die höchsten Sicherheitsstandards für Fahrgeschäfte weltweit", sagte der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, Albert Ritter. "Bei uns ist die Überwachung der Fliegenden Bauten eine staatliche Aufgabe. Wir wollen auch, dass das staatlich bleibt, um eine neutrale Kontrollinstanz zu haben."

Regelmäßig gibt es den Schaustellern zufolge eine ganze Reihe von Überprüfungen nach festen Regeln und Zeitvorgaben. Bei technisch schwierigen Bauten etwa erlösche die Betriebserlaubnis jedes Jahr und müsse neu erteilt werden, sagte Ritter. Zudem wird jeweils vor dem Start eines Volksfestes eine Gebrauchsabnahme durchgeführt, in der Regel durch das örtliche Baureferat, auf dem Oktoberfest durch den TÜV.

Dennoch kommt es gelegentlich zu Unfällen, die allerdings oft glimpflich enden. Auf dem Oktoberfest 2023 waren einige Menschen beim Zusammenstoß zweier Achterbahn-Waggons leicht verletzt worden. Die Betroffenen wurden ambulant versorgt. In der Familien-Achterbahn war ein Waggon bei geringem Tempo auf einen anderen gerollt. "Auch wenn Unfälle glimpflich ausgehen, ist das etwas, was einen nicht kaltlässt", sagte die Sprecherin der Wiesn-Schausteller, Yvonne Heckl, am Abend angesichts des Unfalls in Bayreuth.

Einen tödlichen Unfall gab es im August 2022 in Cochem in Rheinland-Pfalz, allerdings nicht auf einem Volksfest, sondern im Freizeitpark Klotten. Dort starb eine 57-Jährige beim Sturz aus einer fahrenden Achterbahn. Einem TÜV-Gutachten zufolge war die Achterbahn zum Zeitpunkt des Unglücks sicherheitstechnisch in Ordnung.

Quelle: ntv.de, von Sabine Dobel und Daniel Wieland, dpa

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