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Mann hielt sich selbst für Opfer Gericht verschärft Strafe für einen Pelicot-Vergewaltiger

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Das Gericht verhängt eine höhere Strafe gegen Husamettin D.

Das Gericht verhängt eine höhere Strafe gegen Husamettin D.

(Foto: picture alliance / Hans Lucas)

Als einziger von 51 verurteilten Vergewaltigern besteht Husamettin D. auf ein Berufungsverfahren. Er hält sich für unschuldig. Nach wenigen Tagen endet der Prozess. Das Gericht ordnet eine noch längere Haftstrafe an.

Im Berufungsverfahren zum Fall der betäubten und vergewaltigten Französin Gisèle Pelicot haben die Richter die Haftstrafe des einzigen Angeklagten verschärft. Husamettin D. wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, wie der Vorsitzende Richter Christian Pasta in Nîmes erklärte. Er müsse sich zudem fünf Jahre lang in Behandlung begeben.

Der im ersten Prozess zu neun Jahren Haft verurteilte 44-jährige D. war der einzige von ursprünglich 51 Angeklagten, der auf einem Berufungsprozess bestanden und bis zuletzt seine Unschuld beteuert hatte. Er hatte während des vier Tage dauernden Verfahrens wiederholt beteuert, dass er Gisèle Pelicot nicht habe vergewaltigen wollen. Er sei selbst ein Opfer der Manipulation ihres Ehemannes Dominique Pelicot geworden, hatte er erklärt - und damit den Zorn von Gisèle Pelicot geweckt.

"Zu welchem Zeitpunkt habe ich Ihnen meine Zustimmung gegeben? Niemals!", hielt sie dem Angeklagten entgegen. "Stehen Sie zu Ihren Taten und hören Sie auf, sich hinter Ihrer Feigheit zu verstecken", forderte die 72-Jährige.

Mit dem Urteil blieb das Gericht unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die für zwölf Jahre Haft plädiert hatte. "Es ist offensichtlich, dass Frau Pelicot nicht zugestimmt hatte", sagte der Staatsanwalt Dominique Sié. Husamettin D. hatte als einziger der 51 Verurteilten auf einem Berufungsverfahren bestanden. "Im Jahr 2025 kann man nicht mehr behaupten, sie sei einverstanden gewesen, weil sie nichts gesagt habe", sagte der Staatsanwalt weiter. Dies seien Ansichten eines früheren Zeitalters.

Dass der Angeklagte den Vorwurf der Vergewaltigung beharrlich bestritten habe, sei "zum Verzweifeln", sagte er weiter. "So lange Sie das nicht zugeben, geht es nicht nur um den Fall einer Frau, sondern um ein abscheuliches gesellschaftliches System." Dieses gründe auf der falschen Ansicht: "Wenn der Mann einverstanden ist, hat die Frau nichts mehr zu sagen", erklärte er.

Pelicots Ehemann hatte sie über Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt und vergewaltigt sowie von zahlreichen Männern vergewaltigen lassen, die er in Internetforen kontaktiert hatte. Die 72-jährige Pelicot, die auf einem öffentlichen Prozess bestand, "damit die Scham die Seite wechselt", war durch ihren Mut weltweit zu einer Ikone des Kampfes gegen sexualisierte Gewalt geworden. Der Prozess endete mit Haftstrafen für alle Angeklagten. Der Hauptangeklagte, ihr früherer Ehemann Dominique Pelicot, bekam die Höchststrafe von 20 Jahren.

Im Februar sollen Pelicots Memoiren in 20 Sprachen gleichzeitig erscheinen.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP

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