Panorama

Junge in "Harry Potter"-Kammer Geschwister fütterten Bruder heimlich

Bei seiner Befreiung wog der Fünfjährige nur noch 13 Kilogramm.

Bei seiner Befreiung wog der Fünfjährige nur noch 13 Kilogramm.

(Foto: HARRIS COUNTY PRECINCT 4 CONSTABLE'S OFFICE)

Vergangene Woche wird Tammi Bleimeyer zu 28 Jahren Haft verurteilt, weil sie und ihr Ehemann ihren Stiefsohn Jordan fast verhungern ließen. Jetzt kommt heraus, dass der damals Fünfjährige ohne die Hilfe seiner Geschwister nicht mehr leben würde.

Mitte Dezember verurteilte ein Gericht in Texas die 37-jährige Tammi Bleimeyer zu 28 Jahren Gefängnis. Ihr Ehemann Bradley musste bereits vor zwei Jahren für 16 Jahren hinter Gitter. Gemeinschaftlich hatten sie ihren Stiefsohn zwei Jahre lang gequält. Sie sperrten ihn in eine als "Harry-Potter-Raum" bezeichnete Kammer unterhalb der Treppe und ließen ihn beinahe verhungern.

Tammi Bleimeyer wurde zu 28 Jahren Haft verurteilt.

Tammi Bleimeyer wurde zu 28 Jahren Haft verurteilt.

(Foto: HARRIS COUNTY PRECINCT 4 CONSTABLE'S OFFICE)

So durfte Jordan nicht mit seinen Eltern und den sieben Stiefgeschwistern am Tisch essen. Tammi Bleimeyer gab ihm pro Tag nur eine Scheibe Brot. Aß er die zu langsam, nahm sie ihm das Essen wieder weg. Auch seine Kleidung, sein Kissen, seine Bettdecke durfte er nicht behalten. Der Junge trug lediglich Windeln.

Bradley Bleimeyer traktierte Jordan immer wieder mit einen Taser und schlug ihn wiederholt mit dem Kopf gegen die Wand. Nun wird klar, dass der heute Neunjährige nur noch lebt, weil ihm seine damals 14 und 16 Jahre alten Stiefgeschwister Allison und Cody heimlich etwas zu essen gaben, wenn die Eltern nicht hinsahen. Dann steckten sie ihm Brot zu, während er in der Kammer fest saß.

Der heute 21-jährige Cody erzählt der britischen "The Sun " von dem Tag, an dem er die Tür zur Kammer öffnete. Er habe zuvor einen heftigen Streit mit seinem Vater gehabt. Als die Eltern kurz das Haus verließen, sah er die Gelegenheit gekommen, die Tür zur Kammer zu öffnen, um Jordan heraus zu lassen. "Sein Gesicht war eingefallen, er hatte am ganzen Körper Prellungen und Schaum vor dem Mund. Ich habe in meinem Leben noch nie etwas so Schreckliches gesehen. Hätten wir ihn nicht herausgeholt, hätte er nicht überlebt."

"Er roch furchtbar"

Auch Vater Bradley quälte seinen Sohn immer wieder.

Auch Vater Bradley quälte seinen Sohn immer wieder.

(Foto: HARRIS COUNTY PRECINCT 4 CONSTABLE'S OFFICE)

"Er war so leicht, dass es sich nicht anfühlte, als habe man ein Kind auf dem Arm. Und er war so blass, seine Wangen eingesunken, er roch furchtbar. Es war einfach grauenvoll", erinnert sich seine heute 19-jährige Schwester Allison. Als die Eltern zurückkehrten, wurden sie sehr wütend. Cody sagt, ihm war klar, dass es nun kein Zurück mehr gab, er rief die Polizei. Unterdessen floh Tammi Bleimeyer gemeinsam mit Jordan, zog sich in ein nahegelegenes Motel zurück, in dem sie wenig später von der Polizei aufgespürt wurde.

Cody berichtet auch von verbalen Attacken auf Jordan seitens des Vaters. Wenn der Junge im Auto zu singen begann, schrie ihn Bradley Bleimeyer an, er solle den Mund halten. Seine Stiefgeschwister versuchten dann, das Kind zu trösten. Cody und Allison sagen heute, sie wünschten, es hätte eher jemand etwas unternommen. Sie hätten sich mehrfach an die Polizei, Lehrer und Freunde gewandt und von den Misshandlungen ihres Bruders erzählt.

Bei seiner Rettung 2014 wog der fünfjährige Jordan nur noch 13 Kilogramm. Das durchschnittliche Normalgewicht eines Jungen dieses Alters liegt bei 18 Kilogramm. Sein Zustand wurde von einem Gutachter vor Gericht mit dem eines Holocaust-Überlebenden verglichen. Heute lebt er wieder bei seiner leiblichen Mutter. Aus Jordan soll ein "gesunder und fröhlicher kleiner Junge" geworden sein.

Quelle: ntv.de, nan

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