Panorama

Verbrechen in Döbeln Ermittlungen im Fall Valeriia konzentrieren sich auf "Nahraum der Familie"

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Am Dienstagnachmittag hatte die Polizei die Leiche des Mädchens gefunden.

Am Dienstagnachmittag hatte die Polizei die Leiche des Mädchens gefunden.

(Foto: dpa)

Neun Tage lang hoffen Ermittler, dass sie die vermisste Valeriia lebend finden. Doch ein Leichenfund am Dienstag macht diese Hoffnungen zunichte. Inzwischen steht fest, Valeriia wurde getötet. Aber von wem und warum?

Wo wurde die Leiche des Mädchens gefunden?

Der leblose Körper wurde am Dienstagnachmittag in einem Wald zwischen dem Roßweiner Ortsteil Mahlitzsch und dem Döbelner Ortsteil Hermsdorf im Landkreis Mittelsachsen gefunden. Der Fundort befindet sich etwa vier Kilometer von Valeriias Wohnung entfernt. Die Leiterin der Kriminalpolizeiinspektion Chemnitz, Mandy Kürschner, sagte auf einer Pressekonferenz, der Fundort liege "abseits jeglicher Waldwege, tief im Unterholz". Dort hatte am Dienstag die bislang größte und intensivste Suchaktion nach Valeriia stattgefunden. Zuvor hatte sich eine Zeugin gemeldet, die berichtete, dass sie Hilferufe in dem dichten Waldstück gehört habe. Um den Hinweisen nachzugehen und nach Bemerkungen aus der Familie, dass man in der Freizeit häufig dort sei, wurde der Suchradius auf das Gebiet der sogenannten "Knollensteine" ausgeweitet. Dort wurde schließlich Valeriias Körper entdeckt.

Was ist bisher zur Todesursache bekannt?

Nach Aussagen von Staatsanwältin Ingrid Burghart ist die Neunjährige gewaltsam zu Tode gekommen, es gebe aber keine Hinweise auf ein Sexualdelikt. "Der Fundort war wahrscheinlich der Tatort." Zum Todeszeitpunkt und zur konkreten Auffindesituation wollte Burghart aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen.

Seit wann war Valeriia verschwunden?

Vermisst gemeldet wurde die Neunjährige, als sie am 3. Juni nachmittags nicht aus der Schule nach Hause zurückkehrte. Bei Nachfragen in der Schule stellte sich heraus, dass sie an dem Tag nicht zum Unterricht erschienen war. Warum die Schule dies nicht sofort mitteilte, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen.

Wann wurde sie zuletzt gesehen?

Den Polizeiangaben zufolge hatte sich Valeriia an dem Montagmorgen gegen 6.50 Uhr von der Wohnung an der Gabelsberger Straße auf den Weg zur Grundschule Am Holländer an der Bayerischen Straße gemacht. In den Bus der Linie C, der 7.06 Uhr am Busbahnhof abfährt und den sie normalerweise benutzt, ist sie aber nicht eingestiegen. Das zeigen Auswertungen der Videoaufzeichnungen aus dem Bus. Ein Mitschüler, der an dem Tag zu spät zur Schule kam, will das Mädchen gegen 9.20 Uhr vor der Schule gesehen haben. Die Ermittler gehen derzeit auf der Grundlage von Vernehmungen davon aus, dass Valeriia die Wohnung verlassen hat. Unter anderem anhand von Videoaufnahmen aus dem Döbelner Stadtgebiet soll versucht werden, den weiteren Weg nachzuzeichnen.

Gibt es Hinweise auf mögliche Verdächtige?

Bisher gebe es keine konkreten Tatverdächtigen und keine Festnahmen, so die Staatsanwältin. "Die Mordkommission führt die Ermittlungen weiter." Noch ermittele man sowohl wegen Totschlags als auch wegen Mordes. Nach Burgharts Angaben werde in alle Richtungen ermittelt, man konzentriere sich aber auf den "Nahbereich der Familie".

Welche Suchmaßnahmen gab es?

Kürschner betonte, dass es in den neun Tagen seit Valeriias Verschwinden alle erdenklichen Suchmaßnahmen gegeben habe. Zunächst konzentrierte sich die Suche demnach auf Döbeln. Die Polizei suchte mit einem Großaufgebot in der sächsischen Kleinstadt, im Umfeld der Schule und an der Mulde. Bereitschaftspolizistinnen und -polizisten gingen vor allem die Uferbereiche ab. Die Wasserschutzpolizei und die Tauchergruppe der sächsischen Polizei suchten mit Booten auf dem Fluss. Die Menschen in der rund 24.000 Einwohner zählenden Stadt waren gebeten worden, in eigenen Gärten, Kellern, Garagen oder Schuppen nach dem Mädchen Ausschau zu halten. Demnach wurden zudem knapp 400 Hausbefragungen durchgeführt.

Zusätzlich bildeten sich vor Ort private Suchtrupps. Im Süden der Stadt waren vor allem Wiesen, Felder und Wälder abgesucht worden. Unterstützt wurden die zahlreichen Beamtinnen und Beamten aus Sachsen und Sachsen-Anhalt dabei auch von Spezialhunden und einem Hubschrauber.

Neben der Suche vor Ort hatte die Polizei eigenen Angaben nach auch Kontakt zu Kollegen in der Ukraine, aber auch nach Polen und Tschechien. Die aus der Ukraine stammende Valeriia lebte den Angaben nach seit 2022 mit der Mutter in Deutschland. Laut Polizei sprach das Mädchen gebrochen deutsch. Der Vater ist den Angaben zufolge nach wie vor in der Ukraine, es gebe aber Kontakt zu ihm. Auch eine Verbreitung der Vermisstenmeldung über die Fernsehsendungen "Aktenzeichen XY ... ungelöst" im ZDF und "Kripo live" im MDR hatte laut Polizei keine konkreten Hinweise auf das Mädchen gebracht.

Der Chemnitzer Polizeipräsident Carsten Kaempf bedankte sich ausdrücklich bei allen Einsatzkräften und ebenso für die große Unterstützung aus der Döbelner Bevölkerung.

Quelle: ntv.de, sba

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen