Stress am Pool Gewalt in Freibädern häuft sich - Suche nach Lösungen
22.06.2023, 02:48 Uhr Artikel anhören
Der Badespaß endete am Mittwochabend im Sommerbad Neukölln früher als üblich.
(Foto: dpa)
Allzu oft heizt sich in Freibädern die Stimmung auf, es kommt zu Auseinandersetzungen unter Gästen und mit dem Personal. Der Schwimmmeisterverband fordert mehr Polizeipräsenz. Die Polizeigewerkschaft sieht bei dem Problem zuvorderst aber die Badbetreiber in der Pflicht.
Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister hat sich für eine stärkere Präsenz der Polizei in Freibädern ausgesprochen. "Wir erleben zunehmend Aggression und Respektlosigkeit in den Bädern", sagte Verbandspräsident Peter Harzheim der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Polizei solle daher auf Streifenfahrten auch in Bädern vorbeischauen, "um zu signalisieren: Auch hier gelten Recht und Gesetz", sagte Harzheim.
Er beklagte, dass Schwimmmeister häufig nicht mehr als Respektsperson wahrgenommen würden, besonders Kolleginnen seien betroffen und würden zum Teil auch bedroht. "Die Probleme konzentrieren sich sehr stark auf Bäder in Großstädten", sagte der Verbandspräsident.
Freibäder seien Orte, an denen viele Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenkämen. "Das birgt Potenzial für Stress." Dieser äußere sich dann beispielsweise in Massenschlägereien, die es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben hat. "Man muss schon sagen: Es hat sich in vielen Städten eine Machokultur breitgemacht, die sich nicht an Regeln hält - das merkt man in den Freibädern", stellte Harzheim fest.
Gleichwohl betonte der Verbandschef, dass der Beruf des Schwimmmeisters nach wie vor ein schöner und vielfältiger Beruf sei. Auch Freibäder seien weit überwiegend Orte, an denen Menschen friedlich ihre Freizeit verbrächten. "Damit sich die Probleme aber nicht verstetigen, sind wir auf die Präsenz der Polizei angewiesen", betonte er.
"Streifen am Beckenrand wird es nicht geben"
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte scharfe Präventivmaßnahmen. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Bundesvorsitzender Jochen Kopelke: "Die Einlasskontrollen müssen strenger werden. Diese sollten von privaten Sicherheitsunternehmen unterstützt werden, um das Hausrecht von Beginn an deutlich machen."
Aus seiner Sicht müsse es künftig möglich sein, schnell und niederschwellig Hausverbote mit einer empfindlichen Länge zu verhängen. "Zudem dürfte eine Videoüberwachung für weitere Abschreckung sorgen." Die Betreiber müssten sich in dem Zuge mit der Polizei und den Rettungsdiensten abstimmen und gemeinsame Konzepte entwickeln, damit schnelle Intervention und Hilfe möglich ist. "Die Polizei wird dabei unterstützen, Streifen am Beckenrand wird es jedoch nicht geben", unterstrich Kopelke. Die Hauptverantwortung liege bei den Badeanstalten, den Geschäftsführungen und dem Personal vor Ort.
Insbesondere im Sommer kommt es bundesweit in Freibädern zu Tumulten oder Schlägereien, sodass die Polizei einschreiten muss. In Berlin war dies allein in dieser Woche schon zweimal der Fall. Am Mittwochabend musste das Sommerbad Neukölln geräumt werden, nachdem es eine Schlägerei gegeben hatte. Erst am Montag eskalierte in einem Freibad in Pankow ein Streit. Es kam zu einer Schlägerei, an der laut Polizei rund 30 Menschen beteiligt gewesen sein sollen.
Die Bäder-Betriebe in der Hauptstadt sprachen von Einzelfällen angesichts der vielen Bäder und Öffnungstage in einem langen Sommer mit Millionen Besuchern. Das Unternehmen setzt an heißen Wochenenden Mitarbeiter von privaten Sicherheitsfirmen ein. Rund 1,5 Millionen Euro werden dafür pro Jahr ausgegeben. In den vergangenen fünf Jahren wurden in allen Bädern der Hauptstadt fast 1300 Hausverbote ausgesprochen, wie aus einer Antwort des Senats für Inneres und Sport auf eine parlamentarische Anfrage der AfD hervorgeht.
Quelle: ntv.de, jog/AFP/dpa