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Zeremonien in heiligem FlussGiftschaum hält Hindus nicht vom Baden ab

10.11.2021, 18:51 Uhr
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Hindus glauben, dass ein Bad in einem für sie heiligen Fluss die Sünden abwaschen kann. (Foto: picture alliance / AA)

Zum Beginn des viertägigen Chhath-Festes versammeln sich in Indien Dutzende Hindus im Fluss Yamuna. Für die Gläubigen ist das Baden in dem Gewässer ein heiliges Ritual. Weder eine giftige Schaumschicht, noch ein Badeverbot können sie davon abhalten.

Dutzende Hindus sind in den verschmutzten und mit dickem Schaum übersäten Fluss Yamuna bei der indischen Hauptstadt Neu Delhi gegangen und haben gebetet. Damit möchten sie den Sonnengott Surya und dessen Schwester Chhathi Maiya verehren und ihnen beim alljährlichen, viertägigen Chhath-Fest Blumen und Süßigkeiten geben.

Der Fluss ist zwar immer stark verschmutzt - unter anderem durch unbehandeltes Abwasser sowie Ammoniak und Phosphate, wie örtliche Medien berichten. Um diese Zeit des Jahres bilde sich jeweils jedoch mehr Schaum, weil der Fluss weniger Wasser führe, wodurch die Industrieabfälle weniger verdünnt werden, sagte Wasserexpertin Sushmita Sengupta vom Centre for Science and Environment in Neu Delhi dem "Indian Express".

Doch der Schmutz hielt viele Gläubige ebenso wenig vom Baden und Beten ab wie ein Badeverbot an bestimmten Stellen als Corona-Schutzmaßnahme, um Gruppenbildungen zu verhindern. Einige Gläubige sagten dem örtlichen Fernsehsender NDTV, dass sie keine Angst hätten, da sie ein religiöses Ritual ausführten und von den Göttern beschützt würden. Religion hat in Indien für viele Menschen einen hohen Stellenwert. Hindus glauben, dass ein Bad in einem der für sie heiligen Flüsse die Sünden abwaschen und den Kreislauf der Wiedergeburt beenden kann.

Behördenmitarbeiter versuchten, den Schaum irgendwie zu beseitigen: Indem sie mit Schläuchen Wasser drauf spritzten oder ihn mit Motorbooten und Seilen bekämpften, wie Fernsehbilder zeigten. Erst im Mai gab es Berichte, wonach halb verbrannte Leichen im Yamuna nahe der Stadt Hamirpur gesichtet worden seien. Dabei handelte es sich wohl um Corona-Tote, deren Angehörige zu arm für eine Einäscherung waren und die Leichen deshalb in den Fluss legten.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

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