Viele Unfälle Glatteisregen legt Norden Deutschlands lahm
19.12.2022, 06:48 Uhr Artikel anhören
Streufahrzeuge werden - wie hier in Hamburg - zahlreich zum Einsatz kommen müssen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Freude über das Ende der frostigen Temperaturen weicht der Sorge über den Weg zur Schule oder zur Arbeit. Besonders im Norden und Westen des Landes sind die Straßen gefährlich glatt. Wer nicht vor die Tür muss, sollte zu Hause bleiben, wird gemahnt.
Gefährliches Glatteis hat zum Start in die Vorweihnachtswoche weite Teile Deutschlands heimgesucht. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sprach zeitweise eine Unwetterwarnung für Teile aller Bundesländer aus. Am Mittag galt eine Unwetterwarnung noch für alle östlichen Bundesländer sowie Hamburg und Schleswig-Holstein.
Es seien Verkehrsbehinderungen möglich, stellenweise könnten Straßen und Schienen sogar unpassierbar sein, hieß es. Aufziehender Regen führe auf gefrorenen Böden zu akuter Glatteisgefahr. Der DWD riet, den Aufenthalt im Freien weitestgehend zu vermeiden. Wer am Montag doch mit dem Auto unterwegs sein müsse, sollte seine Fahrweise im Straßenverkehr anpassen. Zudem legte der DWD Autofahrern nahe, vollzutanken und Decken sowie warme Getränke mitzunehmen.
In vielen Schulen fiel der Unterricht vorsichtshalber aus, an Airports wurden Flüge annulliert. Parks, Zoos und Weihnachtsmärkte blieben vielerorts geschlossen. Es gab zahlreiche Autounfälle, die Deutsche Bahn senkte vorübergehend wegen Eisregens und Eisbildung die Höchstgeschwindigkeit ihrer Züge ab. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg riet dazu, auf Ausflüge und Spaziergänge in Parks und Gärten in Potsdam, Berlin und Brandenburg zu verzichten.
Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) stellten aufgrund der stürmischen Witterung den Zugverkehr zwischen Schierke und dem Brocken für den gesamten Montag ein. Unter anderem in der Region Hannover, im Landkreis Peine und in der Stadt Bremen kam es im Berufsverkehr zu zahlreichen Glätte-Unfällen. Auf der A27 bei Walsrode kam in der Nacht gegen 3.30 Uhr ein 25 Jahre alter Autofahrer ums Leben. Sein Wagen war wegen Glätte von der Fahrbahn abgekommen, das Auto durchbrach die Leitplanke und prallte gegen einen Baum.
Bei einem Busunfall auf glatter Straße in Dreieich im Kreis Offenbach nahe Frankfurt wurden 16 Menschen verletzt. Der Linienbus war am Morgen wegen Glatteis von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Der Busfahrer sowie 15 Fahrgäste zwischen 15 und 50 Jahren erlitten leichte Blessuren und Prellungen. In Thüringen sagte eine Sprecherin des Lagezentrums, es gebe über das ganze Land verteilt ein hohes Unfallaufkommen. In Bayern war es vor allem in Franken glatt: In Nürnberg etwa rutschten laut Polizei etliche Fußgänger aus und stürzten.
In Hamburg gab es am Vormittag mehr als 200 Straßenunfälle und Stürze auf den spiegelglatten Flächen. Das teilte die Feuerwehr mit und sprach von einem extrem hohen Einsatzaufkommen. "Alle unsere Rettungswagen sind im Dauereinsatz." Die Feuerwehr habe deshalb zusätzliche Rettungswagen in den Dienst genommen. Auch die Hilfsorganisationen und ein privater Rettungsdienstleister hätten zusätzliche Rettungswagen für die Notfallrettung zur Verfügung gestellt. Zudem sei eine Turnhalle als zentrale ärztliche Sichtungsstelle für chirurgische Notfälle eingerichtet worden. Die Feuerwehr und die Polizei baten in dem Zusammenhang dringend alle Hamburgerinnen und Hamburger, ihre Wohnungen und Häuser zunächst nicht zu verlassen und unnötige Wege im Freien zu vermeiden.
Weihnachtsmärkte geschlossen
In Wismar in Mecklenburg-Vorpommern und im sächsischen Chemnitz zum Beispiel blieben die Weihnachtsmärkte zunächst geschlossen. In mehreren Landkreisen und Städten Niedersachsens, aber auch in Bremen, fiel der Präsenzunterricht an Schulen aus. In Osnabrück und im Landkreis Wolfenbüttel blieben Müllabfuhren im Hof
Auch im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen führten Glatteis und Unwetter in der Nacht zu mehreren Unfällen. In Meinerzhagen im Märkischen Kreis wurde der Fahrer eines Streuwagens leicht verletzt, als dieser umkippte. In Kierspe, ebenfalls im Märkischen Kreis, rutschte ein Autofahrer beim Aussteigen aus, nachdem er mit seinem Wagen gegen eine Mülltonne geprallt war. In NRW entspannte sich die Lage aber schon ab 5 Uhr zum Beispiel im Ruhrgebiet wieder, so dass viele Pendler vom Glatteis nichts mitbekamen. Ausnahmen blieben bis zum Mittag Ostwestfalen mit Bielefeld und höher gelegene Regionen.
An Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt kamen die Abläufe aus dem Takt. Angesichts der Witterung komme es zu Verzögerungen im Betriebsablauf, teilte der Airport mit. Von den für Montag geplanten insgesamt rund 1100 Starts und Landungen wurden nach Angaben einer Flughafensprecherin Dutzende annulliert.
Quelle: ntv.de, als/dpa