Tödliches Feuer in GefängnisGutachten: Syrer zündete Zelle selbst an

Weil er für einem Dieb gehalten wird, landet ein 26-jähriger Syrer unschuldig in Haft. Monate später stirbt der Mann nach einem Feuer in seiner Zelle. Ein Gutachten gibt nun weitere Details bekannt.
Der wegen einer Verwechslung inhaftierte und nach einem Zellenbrand in Kleve gestorbene Syrer hat das Feuer einem externen Gutachten zufolge selbst gelegt. Das geht aus veröffentlichten Bericht des Düsseldorfer Justizministeriums hervor. Demnach gehen die Ermittler von einer vorsätzlichen Brandstiftung "vermutlich mit suizidaler Absicht" aus. Der 26-Jährige soll unter mehreren psychischen Störungen gelitten haben. Der über 60 Seiten starke Bericht soll am Mittwoch im Rechtsausschuss des Landtags erörtert werden.
Unklar ist, ob frühere Hilfe in der Justizvollzugsanstalt Kleve möglich gewesen wäre. Laut Bericht hatte der Syrer mindestens 15 Minuten lang in dem Feuer ausgeharrt, bevor er über eine Gegensprechanlage versuchte, auf sich aufmerksam zu machen. Der Bedienstete am anderen Ende der Leitung habe ihm mitgeteilt, "dass er derzeit noch ein Telefonat zu führen habe und sich später melden würde". Danach habe der Gefangene "sich nicht weiter bemerkbar gemacht". Weitere Vernehmungen sollen ergeben, ob der Mann überhaupt angehört oder "weggedrückt" wurde.
Frauen werfen dem Mann sexuelle Belästigung vor
Der 26-jährige Syrer war am 29. September, zwei Wochen nach dem Feuer in seiner Gefängniszelle, in einer Klinik gestorben. Er hatte bei dem Brand schwerste Verbrennungen erlitten. Anschließend räumten die Behörden ein, dass der Mann mit einem namensgleichen Dieb verwechselt wurde und mehr als zwei Monate zu Unrecht im Gefängnis saß. Tatsächlich warfen ihm aber mehrere Frauen sexuelle Belästigung und Nachstellungen vor. Möglicherweise ein Grund, warum er sich nicht gegen die Haft gewehrt und auch keinen Anwalt verlangt habe, sagte NRW-Justizminister Peter Biesenbach.
Laut einem Bericht des Spiegel hatte der Mann noch während seiner Haft darauf aufmerksam gemacht, dass er unschuldig sei. Eine Gefängnispsychologin, der er sich anvertraut hatte, habe ihm aber nicht geglaubt.
Nach dem Tod des 26-Jährigen räumte NRW-Innenminister Herbert Reul einen schweren Fehler in seinem Verantwortungsbereich ein. Polizisten hätten es entgegen geltender Regeln versäumt, die Identität des Mannes näher zu überprüfen, erklärte der CDU-Politiker. Die SPD-Opposition im Düsseldorfer Landtag forderte unterdessen den Rücktritt von Justizminister Peter Biesenbach.