Schüsse vor GerichtHaftstrafe für versuchtes Attentat auf Dündar

Wegen eines Artikels wird dem früheren "Cumhuriyet"-Chefredakteur Can Dündar im Mai 2016 vor einem türkischen Gericht der Prozess gemacht. Der Attentäter Murat Sahin feuert dabei Schüsse auf ihn - ohne zu treffen. Nun wird er verurteilt.
Ein Gericht in Istanbul hat einen Mann wegen eines fehlgeschlagenen Attentats auf den früheren "Cumhuriyet"-Chefredakteur Can Dündar im Jahr 2016 zu zehn Monaten Haft verurteilt. Der Attentäter Murat Sahin muss zudem eine Geldstrafe von 4500 Lira (640 Euro) zahlen, berichtete der türkische Nachrichtensender NTV. Sahin hatte am 6. Mai 2016 vor dem Istanbuler Justizpalast von Caglayan auf Dündar gefeuert, dem dort wegen eines Artikels der Prozess gemacht wurde. Die Schüsse verfehlten jedoch ihr Ziel.
Sahin war noch am Tatort festgenommen worden, konnte jedoch im Oktober 2016 das Gefängnis wieder verlassen. Der damalige "Cumhuriyet"-Chefredakteur Dündar war vor dem Istanbuler Gericht zusammen mit dem Büroleiter der regierungskritischen Zeitung in Ankara wegen der Veröffentlichung eines Artikels zu verdeckten Waffenlieferungen des türkischen Geheimdiensts an islamistische Rebellen in Syrien angeklagt.
Dündar wurde kurz nach dem Anschlag wegen Spionage und Verrats von Staatsgeheimnissen zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Nach dem Urteil ging er ins Exil nach Deutschland, wo er noch heute lebt. Das Urteil gegen den Attentäter erfolgt wenige Tage nach einem Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Deutschland, bei dem dieser mit der Forderung nach der Auslieferung von Dündar für Ärger sorgte.