Tendenz erkennbar Hamburgs Innensenator Grote vermutet Amok-Motiv
13.03.2023, 13:43 Uhr
F. schoss mehr als 100 Mal.
(Foto: dpa)
Die Ermittlungen zum Hamburger Amoklauf sind noch nicht abgeschlossen, dem Motiv für die Morde kommen Polizei und Staatsanwaltschaft etwas näher. Innensenator Grote sagt in einem Interview, was für die Ermittler derzeit am plausibelsten erscheint.
Warum tötete Philipp F. im Königreichsaal in Hamburg sieben Menschen? Drei Tage nach der schrecklichen Tat kommen die Ermittlerinnen und Ermittler bei der Suche nach dem Motiv weiter. Laut dem Hamburger Innensenator Andy Grote sei inzwischen eine Tendenz erkennbar. "Im Moment deutet alles darauf hin, dass das Motiv in der Beziehung zwischen dieser Gemeinde der Zeugen Jehovas und dem Täter als ehemaligem Mitglied dieser Gemeinde begründet liegt", sagte der SPD-Politiker dem "Hamburger Abendblatt".
Philipp F. war bis vor eineinhalb Jahren Mitglied dieser Gemeinde, verließ sie dann freiwillig, aber nicht im Guten, wie es die Ermittlungsbehörden formulierten. Bei der Tat am Donnerstagabend in Hamburg-Alsterdorf erschoss der 35-Jährige sieben Menschen, darunter ein ungeborenes Kind, und schließlich sich selbst.
In einem später bekannt gewordenen anonymen Hinweisschreiben hatte eine unbekannte Person die Behörden gebeten, den Waffenbesitz von F. zu überprüfen. Der Hinweisgeber oder die Hinweisgeberin mutmaßte, dass F. eine psychische Krankheit entwickelt haben könnte. Diese sei aber nicht diagnostiziert, weil der Mann nicht in eine ärztliche Behandlung einwillige. Die Rede war zudem von einer besonderen Wut auf religiöse Anhänger der Zeugen Jehovas und auf den ehemaligen Arbeitgeber des Mannes. Daraufhin hatte es einen unangekündigten Kontrollbesuch bei F. gegeben, bei dem aber nichts Auffälliges festgestellt wurde.
Ein Verwandter von Philipp F. sagte zudem der "Augsburger Allgemeinen" nach der Tat, dass F. "komplett einem religiösen Wahn verfallen" sei. Er habe sich verfolgt gefühlt, sagte der nahe Verwandte, der den Angaben zufolge regelmäßig Kontakt mit dem Attentäter hatte und den die Zeitung unter einem Pseudonym zitierte. Im vergangenen Sommer habe der Mann F. zum letzten Mal persönlich getroffen. Bei dieser Gelegenheit sei der spätere Täter "hochaggressiv" aufgetreten, als "Maniac" und "Pseudomanager". "Das hatte nichts mehr mit dem Menschen zu tun, den ich kannte."
Über das Umfeld des Täters in Hamburg wisse er wenig - er habe aber das Gefühl, "dass da einiges passiert ist, was nicht nur mit den Zeugen Jehovas zu tun hat".
Im Januar blieb dann eine Textnachricht unbeantwortet. "Er wollte seinen eigenen Wahn und seine Erkrankung nicht wahrhaben", schätzte der Verwandte F.s psychischen Zustand ein.
Quelle: ntv.de, sba/dpa