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Ein Jahr lang Alpträume Henker von Adolf Eichmann gestorben

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Nagar sprach später in mehreren Interviews über den Tag im Juni 1962.

Nagar sprach später in mehreren Interviews über den Tag im Juni 1962.

(Foto: picture alliance / dpa)

Jahrzehntelang ist der Name des Mannes, der Adolf Eichmann hängte, ein Geheimnis. Erst 1992 stößt ein Radiosender auf seine Identität. Schalom Nagar spricht später in einem Dokumentarfilm über seine Rolle als Henker.

Der Henker des NS-Verbrechers Adolf Eichmann ist israelischen Medienberichten zufolge am Dienstag gestorben. Der zuletzt in einer Siedlung im Westjordanland lebende Schalom Nagar sei 88 Jahre alt geworden, hieß es. Der aus dem Jemen stammende Mann war 1948 nach Israel eingewandert. Nachdem er den Strafvollzugsdienst verlassen hatte, wurde er religiös. In einem Dokumentarfilm von 2011 hatte Nagar gesagt, er habe nach Eichmanns Hinrichtung ein Jahr lang Albträume gehabt.

Nagar, der zum Zeitpunkt der Urteilsvollstreckung 26 Jahre alt war, blieb nach der Hinrichtung drei Jahrzehnte lang unbekannt. Der "Times of Israel" zufolge hielten sich die israelischen Behörden über Einzelheiten zur Vollstreckung des Todesurteils bedeckt. Lediglich eine kurze Ankündigung sei im Radiosender Kol Yisrael erfolgt.

Erst 1992 sei ein israelischer Radiosender auf Nagars Namen gestoßen. Nagar wurde demnach 1936 im Jemen geboren und kam im Alter von 12 Jahren als Waise nach Israel. Er diente in der Fallschirmjägerbrigade der israelischen Streitkräfte und trat später dem israelischen Gefängnisdienst bei. Zum Zeitpunkt des Todesurteils gegen Eichmann war Nagar Angestellter im Gefängnisdienst und wurde dafür ausgewählt, Eichmann zu hängen.

Eichmann, Organisator des Holocausts, hatte sich nach Argentinien abgesetzt und war dort 1960 vom israelischen Geheimdienst gefasst und nach Israel gebracht worden, wo ihm der Prozess gemacht wurde. Er wurde zum Tode verurteilt und in der Nacht zum 1. Juni 1962 gehängt. Es war das letzte Mal, dass die Todesstrafe in Israel vollstreckt wurde.

Derzeit gibt es Bestrebungen in Israel, die Todesstrafe wieder einzuführen. Die ultrarechte Regierung des Landes hat einen entsprechenden Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht. Der Gesetzesvorschlag der Partei von Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir soll es Gerichten künftig ermöglichen, "die Todesstrafe gegen Terroristen zu verhängen".

Quelle: ntv.de, sba/AFP

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