"Unser Notre-Dame-Moment" Historische Börse in Kopenhagen brennt lichterloh
16.04.2024, 09:26 Uhr Artikel anhören
Die Gegend um die Börse wird noch für längere Zeit abgesperrt.
(Foto: dpa)
Sie ist eines der ältesten Gebäude Kopenhagens: die 1625 errichtete Börse. Seit Stunden steht sie in Flammen, große Teile sind bereits zerstört. Das Königshaus zeigt sich untröstlich und spricht von einem "traurigen Anblick". Ausgerechnet am Geburtstag von Margarethe II.
Bei dem großen Brand der historischen Börse in Kopenhagen sind tragende Strukturen beschädigt worden. Die Feuerwehr bestätigte, dass das Gebäude zu einem Teil stark verbrannt sei. Bei dem Feuer stürzten auch die Turmspitze des Gebäudes und Teile des Dachs ein. Von einem Einsturz des gesamten Gebäudes gehen die Einsatzkräfte aber noch nicht aus. Etwa 120 Feuerwehrleute und 60 Helfer der Streitkräfte sind im Einsatz. Die Ursache für das Feuer ist noch unklar.
Dänemarks König Frederik X. reagierte mit Bestürzung auf den Brand. "Heute Morgen bot sich uns ein trauriger Anblick", hieß es in einer Mitteilung, die das Königshaus in sozialen Medien veröffentlichte. "Ein wichtiger Teil unseres architektonischen Kulturerbes stand und steht immer noch im Flammen." Seit 400 Jahren sei das Gebäude von Christian IV. ein wichtiges Wahrzeichen für Kopenhagen. Die markante Drachenspitze, die nun eingestürzt ist, habe das Stadtbild mit geprägt und dazu beigetragen, Kopenhagen als "Stadt der Türme" zu definieren.
"Die Königin und ich möchten all jenen danken, die seit dem frühen Morgen dafür gesorgt haben, dass niemand verletzt wurde, und die dafür gekämpft haben, so viel wie möglich von dem Gebäude und den vielen Kulturschätzen und Kunstwerken zu retten, die die Börse beherbergt", hieß es in der Mitteilung. Frederik hatte im Januar den Thron von seiner Mutter Königin Margrethe II. übernommen, die abgedankt hatte und an diesem Dienstag ihren 84. Geburtstag hat.
Auch die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen zeigt sich entsetzt: "Schreckliche Bilder, die wir gerade sehen. Ein Stück dänische Geschichte in Flammen", schrieb sie auf Instagram. "Die Börse ist eines der ikonischsten Gebäude Kopenhagens. Ein Symbol für 400 Jahre Geschäftsgeschichte in Dänemark. Unersetzliches kulturelles Erbe. Es tut weh, zu sehen." Gleichzeitig dankte die Politikerin Feuerwehr, Polizei und allen, "die mutig gegen das Feuer kämpfen". Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen bezeichnet den Brand auf X als "Notre-Dame-Moment".
Flügel des Schlosses evakuiert
Wegen des Feuers wurde auch ein Flügel des Schlosses Christiansborg evakuiert. Darin haben mehrere Abgeordnete und Journalisten ihre Büros. Das sogenannte Provianthuset liegt zwischen dem Schloss Christiansborg und der Königlichen Bibliothek. Die Sitzungen im Plenarsaal und die Ausschusssitzungen sollen wie geplant in Christiansborg stattfinden. Die Kopenhagener Polizei kündigte außerdem auf X an, dass sie die Gebäude vom Finanzministerium in Richtung Wasser evakuieren werde.
Das Gebäude auf der östlichen Spitze der Insel Slotsholmen liegt am Holmens Kanal gegenüber der Dänischen Nationalbank und ist eine Touristenattraktion. Der Turm, der vier ineinander verschlungene Drachenschwänze darstellt, ist ein Wahrzeichen der Stadt.
Gemälde aus brennendem Gebäude gerettet
Die Umgebung des Gebäude ist abgesperrt. Die Kopenhagener Polizei geht davon aus, dass dies noch für längere Zeit so bleiben wird. Wegen massiver Verkehrsprobleme wird empfohlen, das Stadtzentrum nur zu verlassen, falls nötig.
Aus dem brennenden Gebäude konnten mehrere Gemälde gerettet werden. Die alte Börse beherbergte eine große Kunstsammlung, darunter das Werk "Von der Kopenhagener Börse" von P.S. Krøyer, das während des Brandes von mehreren Personen davongetragen wurde.
Das Gebäude wurde 1625 mit einem Kirchturm fertiggestellt und ist eines der ältesten Gebäude Kopenhagens. Das Gebäude wird derzeit restauriert und ist daher eingerüstet. Die Restaurierung soll eine unsachgemäße Renovierung des Gebäudes im 19. Jahrhundert korrigieren und der Fassade ihr ursprüngliches Aussehen wiedergeben.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa