Panorama

Am Montag neue Spitzenwerte? Hitzewelle pulverisierte gleich mehrere Rekorde

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Mehrfach wurde in den vergangenen Tagen die Marke von 40 Grad in Deutschland überschritten. An verschiedenen Orten fielen alte Rekordmarken. Zur Wochenmitte kühlte es sich ab. Doch ab Sonntag komme die nächste Hitzespitze, sagt ntv-Meteorologe Björn Alexander.

ntv: Die ganz große Hitze scheint vorüber - wo war es denn am heißesten?

Björn Alexander: Am Dienstag erreichte die Saharaluft mit Spitzen bis 40 Grad zuerst den Westen. Hotspots waren dabei Emsdetten mit 40,0 Grad, Duisburg-Hochfeld mit 39,9 Grad sowie Duisburg-Baerl mit 39,5 Grad. Zuvor zog das Zentrum der heißesten Luft europaweit gesehen übrigens über den Westen hinweg. Genauer über Frankreich, Benelux und den Süden Englands, wo gleich reihenweise alte Temperaturrekorde mit bis zu 2 Grad oder mehr quasi pulverisiert wurden: am Montag mit bis zu über 42 Grad in Frankreich und am Dienstag dann auch in England mit bis zu 40,3 Grad. Dort vermeldeten sieben Wetterstationen über 40 Grad - das gab es noch nie. Der alte Rekord lag auf der Insel bei 38,7 Grad.

Und dann wurden ja auch bei uns noch weitere Rekorde geknackt, oder?

Korrekt. Am Mittwoch kühlte es im Westen Deutschlands zwar spürbar ab, gleichzeitig schob sich aber die Hitze nord- und ostwärts. Mehrfach wurde die 40-Grad-Marke überschritten. An mehreren offiziellen und privaten Messstationen wurden die 40 Grad erreicht oder überschritten, beispielsweise am Gut Sunder in der Lüneburger Heide mit 40,4 Grad (privates Messnetz).

Wie hoch war der alte Rekord?

Der lag bei 40,2 Grad - gemessen am 7. August 2015. Hamburg-Neuwiedenthal vermeldete 40,1 Grad und hat damit ebenfalls einen neuen Rekord für die Nordmetropole aufgestellt. Hier lag der ehemalige Spitzenwert der Station bei 37,0 Grad vom 9. August 1992. Ebenfalls neue offizielle Landesrekorde brachte der Mittwoch in Niedersachsen in Barsinghausen-Hohenbostel mit 40,0 Grad, in Sachsen-Anhalt in Huy-Pabstorf ebenso mit 40,0 Grad sowie in Mecklenburg-Vorpommern mit 39,3 Grad in Boizenburg und in Schleswig-Holstein mit 39,1 Grad in Grambek. Noch nicht offiziell bestätigt sind die Rekorde in Berlin-Eiskeller mit 39,0 Grad für Berlin und Rudolstadt mit 40,1 Grad für Thüringen.

Werden solche Extremwerte jetzt eigentlich immer häufiger?

Der Trend ist da leider ziemlich eindeutig. Erstmalig offiziell gemessen wurden die 40 Grad in Deutschland im Sommer 1983. Zuvor sind solche Extreme in der Wetterstatistik überhaupt nicht vorgekommen. Eine weitere Verschärfung der Hitzespitzen erfolgte dann in den vergangenen 20 Jahren, beginnend mit dem Extremsommer 2003. Danach wurden neue Rekorden mit über 40 Grad in den Sommern 2015 und 2019 sowie eben im Sommer 2022 aufgestellt.

Und auch das Problem der Trockenheit scheint uns öfter zu begegnen.

Das ist leider ebenfalls so. Auslöser sind hierbei die stationären, also lang anhaltenden Wetterlagen. Das betrifft aber in puncto Trockenheit gar nicht unbedingt den Sommer. Vielmehr wurde und wird der Grundstein eher durch den fehlenden Regen im Frühjahr gelegt. Mal ein trockener Sommermonat wäre da gar nicht allzu problematisch. Grundsätzlich beschäftigt uns in diesem Zusammenhang aber auch nach wie vor die Trockenheit im Jahr 2018. Denn das Wasserdefizit in den Böden - vor allem in den tieferen Schichten - ist seitdem ein großes Problem.

Stichwort Langfristvorhersagen: Wird sich denn in nächster Zeit was an der Trockenheit ändern?

Ein bisschen Linderung in Form von Regen hat im Anschluss an die große Hitze den Westen erreicht. Und auch im übrigen Land sind in nächster Zeit immer mal wieder Schauer und Gewitter möglich. Aber der ganz große Wurf ist es bei Weitem nicht. Und auch die Langfristtrends machen da derzeit leider wenig Hoffnung. So berechnen die experimentellen Langfristvorhersagen des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA den August 2022 als ebenfalls zu trocken, im Westen auch deutlich zu trocken. Hier zeichnet sich dementsprechend wohl die Erhaltung des Hochs über Westeuropa ab.

Was macht die Hitze dabei?

Die geht vorerst einmal im Süden in die Verlängerung. Bis einschließlich kommenden Montag mit Spitzenwerten jenseits der 30 Grad. Damit hält die aktuelle Hitzewelle dort zum Teil fast zehn Tage am Stück und bekommt zum Abschluss sogar nochmals einen rasanten Schub nach oben.

Wieder mit 40 Grad?

Zumindest geht es in die Richtung. Ab Sonntag erreicht uns nämlich die nächste Hitzespitze und gipfelt am Montag erneut bei Werten von 38 Grad - vielleicht sogar etwas darüber.

Wie sieht es am Wochenende wettertechnisch aus?

Nach einer zum Teil gewittrigen Nacht - vor allem in Bayern und Baden-Württemberg - sind am Samstag tagsüber ebenfalls noch teilweise kräftige Gewitter im Süden und Südosten möglich. Ansonsten geht es sonnig, trocken und allgemein angenehm temperiert weiter. Die Frühwerte sind bei meist 11 bis 17 Grad frisch und wir können durchlüften. Tagsüber werden es dann vielfach zwischen 23 und 28 Grad. Der Norden zeigt sich sogar nochmals frischer mit Werten um die 20 Grad. Einzig im Südwesten sieht die Lage in Sachen Hitze anders aus. Zunächst einmal bleibt es dort in der Nacht zum Samstag mitunter wieder tropisch, mit Tiefstwerten nicht unter 20 Grad. Und tagsüber wird besonders am Oberrhein abermals die Hitzemarke von 30 Grad überschritten.

Was macht das Wetter am Sonntag?

Der Sommer kommt wieder auf Touren. Viel Sonne, höchstens lokale Gewitter an den Alpen und Höchstwerte zwischen 21 Grad im Nordosten und 35 Grad im Südwesten.

Welche Details haben die Wettercomputer für uns am Montag parat?

Verbreitet geht es rauf auf 30 bis 35 Grad. In einem Streifen vom Oberrhein und der Eifel bis nach Sachsen-Anhalt, Sachsen und ins westliche Brandenburg sind sogar wieder 30 bis 38, vielleicht sogar 39 Grad drin. Einzig bei den Nordlichtern zeigt sich der Sommer nach jetzigem Stand zahmer bei Höchstwerten von 23 bis 29 Grad. Später steigt dann mit zunehmender Schwüle von Westen her die Unwettergefahr.

Und am Dienstag?

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Breiten sich die Schauer und Gewitter mit Unwetterpotenzial ostwärts aus. Dabei wird es dann schrittweise kühler, mit maximal noch 18 bis 29 Grad am Dienstag und meist 17 bis 28 Grad am Mittwoch.

Was macht der Trend zum letzten Juli-Wochenende?

Neben der dominierenden Sommersonne gibt es höchstens mal lokale Schauer sowie Blitz und Donner. Gleichzeitig steigen die Temperaturen abermals an und bringen es verbreitet auf 25 bis 32 Grad. Lediglich der Norden zeigt sich mit 20 bis 24 Grad weiterhin weniger warm.

Quelle: ntv.de

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