Pause nach bisher heißestem Tag Erst kommt Abkühlung, dann geht es wieder rauf
21.07.2022, 09:47 Uhr Artikel anhören
Besonders in den aufgeheizten Städten wie hier in Berlin sind viele für jede Abkühlung dankbar, und sei es im Springbrunnen.
(Foto: IMAGO/Emmanuele Contini)
Bei Temperaturen weit über 30 Grad wird in Deutschland gehörig geschwitzt, mehrere Bundesländer durchbrechen die 40-Grad-Marke und verzeichnen Hitzerekorde. Nun wird es etwas kühler - aber das dürfte nicht lange so bleiben.
Hinter Deutschland liegt der bisher heißeste Tag des Jahres. In gleich fünf Bundesländern wurde am Mittwoch die 40-Grad-Marke geknackt; es gab viele neue Temperatur- und zum Teil neue Landesrekorde (bisher sechs) seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Am heißesten war es in Bad Mergentheim mit 40,3 Grad, dicht dahinter gefolgt von Hamburg-Neuwiedenthal und Rudolstadt mit 40,1 Grad. In Pabstorf und Barsinghausen-Hohenbostel wurden 40,0 Grad gemessen.
Es gab allerdings auch Orte an einer privaten Messstation, die belegen, dass es örtlich noch heißer war, wie zum Beispiel in Gut Sunder in Niedersachsen mit 40,4 Grad. Der Deutschland-Rekord liegt bei 41,2 Grad, gemessen am 25. Juli 2019 an gleich zwei Stationen in NRW. (Eine Aufstellung der neuen Temperatur- und Landesrekorde in Deutschland finden Sie in der Infobox unten.)
Nun stimmt der Deutsche Wetterdienst auf ein etwas kühleres Intermezzo an diesem Donnerstag ein. In der Nacht gewitterte es in einigen Regionen, die Temperaturen fielen dort merklich. Doch so richtig raus aus der Hitze sei Deutschland nicht, sagte ein DWD-Experte mit Blick auf die kommenden Tage. Schon am Wochenende und zu Beginn der nächsten Woche könne es wieder heißer werden.
Unfälle durch Unwetter
Für die Nacht zum Donnerstag waren heftige Gewitter und Unwetter vorausgesagt worden, zuerst in Teilen Baden-Württembergs, später auch für Nordrhein-Westfalen und das westliche Niedersachsen. Folgen hatte dieser Wetterumschwung zunächst vor allem im Süden. Im Kraichgau kam es auf der Autobahn 6 in Richtung Nürnberg wegen regennasser Fahrbahn zu einem tödlichen Unfall, bei dem ein 58-jähriger Mann starb.
Im Allgäu setzte ein Blitz ein Haus in Brand und verursachte einen Schaden von etwa 1,5 Millionen Euro. Und in Bayern krachte ein Baum nach einem Blitzeinschlag in ein Haus - ohne dass dabei jemand verletzt wurde. Trotz Regens in einigen Regionen bleibt es in Deutschland insgesamt viel zu trocken. In mehreren Teilen des Landes kommt es so auch weiterhin zu Waldbränden.
Städte müssen besser gegen Extremwetter gewappnet werden
Nach Tagen der Hitze und der Trockenheit wird auch die politische Diskussion lauter. Derzeit im Fokus stehen die Fragen: Braucht es einen Hitzeschutzplan? Und wer trägt dafür die Verantwortung? Das Umweltbundesamt (UBA) dringt angesichts der Hitzewelle darauf, die Städte besser gegen hohe Temperaturen und auch gegen Starkregen zu wappnen. "Wir müssen unsere Städte umbauen, um mit dem Klimawandel leben zu können", sagte Präsident Dirk Messner. "Dazu gehört vor allem viel mehr Grün in den Städten. Das kühlt deutlich." Wenn es regne, müsse die Stadt das Wasser aufsaugen und speichern können, damit es bei Hitze verdunste und einen weiteren Kühlungseffekt bringe.
Der Umbau der Städte als wichtige Veränderung zum Gesundheitsschutz müsse jetzt beginnen. "Wir werden Flächen wie Parkplätze, Straßen und gepflasterte Plätze entsiegeln müssen und Platz schaffen für kühlendes Grün", erläuterte Messner. Dies helfe im Kampf gegen Hitze und Starkregen, verbessere allgemein die Lebensqualität und schaffe Platz für klimaschonende Mobilität wie den Radverkehr. Städte sollten flächendeckend Hitzeaktionspläne erstellen, die Bund und Länder finanziell unterstützen, empfahl Messner. Öffentliche Einrichtungen sollten Vorbilder für Hitzevorsorge mit naturbasierten Maßnahmen sein: "Beispielsweise sollten neue Kitas, Turnhallen oder Feuerwehrhäuser konsequent mit Gründächern ausgestattet werden."
Dramatisch ist die Lage weiterhin in südeuropäischen Ländern. An der südfranzösischen Atlantikküste etwa kämpft die Feuerwehr bereits seit mehr als einer Woche gegen zwei große Waldbrände. In der italienischen Toskana kämpften die Einsatzkräfte weiter gegen einen großen Waldbrand nahe der Stadt Lucca.
- Bad Mergentheim: 40,3 Grad und neuer Landesrekord in Baden-Württemberg (alter Rekord, jeweils der Station: 40,2 Grad am 7.8.2015)
- Hamburg-Neuwiedenthal: 40,1 Grad und neuer Landesrekord in Hamburg (alter Rekord: 37,0 Grad am 9.8.1992)
- Barsinghausen-Hohenbostel: 40,0 Grad und neuer Landesrekord in Niedersachsen (alter Rekord: 39,1 Grad am 19.7.2022)
- Huy-Pabstorf: 40,0 Grad und neuer Landesrekord in Sachsen-Anhalt (alter Rekord: 38,6 Grad am 4.7.2015)
- Boizenburg: 39,4 Grad und neuer Landesrekord in Mecklenburg-Vorpommern (alter Rekord: 37,3 Grad am 9.8.1992)
- Grambek: 39,1 Grad und neuer Landesrekord in Schleswig-Holstein (alter Rekord: 37,2 Grad am 4.7.2015)
- Potsdam: 38,9 Grad (alter Rekord: 38,6 Grad am 9.8.1992)
- Schwerin: 38,4 Grad (alter Rekord: 36,9 Grad am 9.8.1992)
- Rostock-Warnemünde: 38,4 Grad (alter Rekord: 36,9 Grad am 9.8.1992)
- Berlin-Buch: 38,3 Grad (alter Rekord: 38,2 Grad am 11.7.2020)
- Magdeburg: 38,2 Grad (alter Rekord: 38,1 am 4.7.2015)
- Erfurt-Weimar: 37,6 Grad (alter Rekord: 36,5 Grad am 31.7.2018)
- Kiel-Holtenau: 36,5 Grad (alter Rekord: 35,1 Grad am 7.8.2018)
- Wacken: 36,2 Grad (alter Rekord: 33,3 Grad am 17.6.2021)
Zu weiteren neuen Landesrekorden könnten noch die Stationen Berlin-Eiskeller mit 39,0 Grad für Berlin und Rudolstadt mit 40,1 Grad für Thüringen hinzukommen. Dies muss aber erst vom DWD anerkannt werden.
Quelle: ntv.de, abe/dpa