Panorama

Saarland oder offene See?Honecker-Nachfahren streiten um Ruhestätte

08.09.2018, 19:51 Uhr
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Erich Honecker und Ehefrau Margot. Ihre Enkel debattieren, wo beide beigesetzt werden sollen. (Foto: imago/Sven Simon)

Wo sollen Erich Honecker und seine Ehefrau beigesetzt werden? Aus dieser Frage entwickelt sich ein Familienstreit. Die Nachfahren sind sich uneins, ob die saarländische Heimat, der Friedhof der Sozialisten oder der Pazifik als Ruhestätte für den einstigen DDR-Chef dienen soll.

Die Urnen von Erich und Margot Honecker sind anders als bislang angenommen nicht in chilenischer Erde begraben. Das schreibt ihr Enkel Roberto Yañez Betancourt Medienberichten zufolge in seinem neuen Buch "Ich war der letzte Bürger der DDR". Demnach hat Margot Honecker die Urne ihres Mannes bis zu ihrem eigenen Tod 2016 bei einem guten Bekannten gelassen. Dieser bewahre nun auch die Asche der einst mächtigen DDR-Bildungsministerin auf.

Nach Angaben des Mitautors Thomas Grimm hofft die Familie immer noch auf eine Gelegenheit, die Honeckers zusammen in Deutschland beizusetzen. Es sei immer der Wunsch des einstigen DDR-Staats- und SED-Parteichefs gewesen, "in Deutschland seine letzte Ruhe zu finden - am liebsten in seinem saarländischen Geburtsort in Neunkirchen", sagte Grimm der "Berliner Zeitung".

Aus der Honecker-Familie sei allein Tochter Sonja gegen diese Pläne. Sie wolle die Asche ihrer Eltern dem Pazifik übergeben. Ihr Sohn Roberto betrachtet seine Großeltern dagegen als Personen der deutschen Zeitgeschichte und hält es deshalb für richtig, sie in Deutschland zu beerdigen. "Am besten auf dem Friedhof der Sozialisten in Friedrichsfelde an der Seite ihrer ehemaligen Genossen", beschrieb Grimm den Wunsch Robertos.

Margot Honecker lebte seit Anfang der 1990er Jahre in Santiago de Chile bei ihrer Tochter Sonja, die mit einem Chilenen verheiratet war. Auch ihr Mann Erich Honecker reiste Anfang 1993 nach Chile aus, nachdem in Deutschland der Prozess gegen ihn wegen Totschlags von DDR-Flüchtlingen wegen seiner Krebserkrankung eingestellt worden war. Ihr 15 Jahre älterer Mann lebte noch kurz bei Margot Honecker, bevor er im Alter von 81 Jahren am 29. Mai 1994 starb. Damals war sein Enkel Roberto ebenfalls nach Chile emigriert. Er hatte nach dem Mauerfall mit seiner Familie seine Heimatstadt Berlin verlassen. Der heute 44-Jährige ist Maler, Lyriker und Musiker und lebt immer noch in Chile.

Quelle: cri/dpa

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