Panorama

Eine für alleIch muss reden

16.11.2025, 11:30 Uhr dff697a9-ec36-4d60-a8dd-b9e0363450ecSabine Oelmann
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Neue Schuhe - oft nicht drin im Budget für Eltern wachsender Kinder. (Foto: picture alliance / CHROMORANGE)

Am kommenden Mittwoch hoste ich, zusammen mit meinem Boss, einen Live-Podcast in den heiligen Hallen meines Arbeitgebers. Muss das denn sein?

Ja. Es wird bei der Aufzeichnung (Sie können dabei sein, siehe unten) um Armut gehen. Um Kinder. Um Menschen, die nichts zu essen haben. Kinder, die keine Bildung bekommen, zu wenig Liebe, kaum Aufmerksamkeit. Also, wird nicht sexy, aber sicher spannend. Denn wir wollen eine Szenerie schaffen, die einige vielleicht dazu veranlassen könnte, zumindest gedanklich ihre Komfortzone vorübergehend zu verlassen.

Diese Woche startet auch der 30-stündige RTL-Spendenmarathon, den mein geschätzter Kollege Wolfram Kons wieder mit viel Gefühl moderieren und begleiten wird. Das ist 'ne große Sache. Bei uns bei ntv.de geht es etwas kleiner zu, aber sicher genauso eindringlich.

Was du wirst, hängt ab von "wo kommst du her"

Wussten Sie, dass mehr als einer Million Kinder in Deutschland wesentliche Voraussetzungen für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und damit für späteren beruflichen Erfolg fehlen? Sie haben beispielsweise keinen Platz, um Hausaufgaben zu machen, können sich kein zweites Paar Schuhe oder vollwertige Mahlzeiten leisten und nehmen kaum an Freizeitaktivitäten Gleichaltriger teil. Während die einen überlegen, ob sie ihren Kindern ein neues Handy zu Weihnachten schenken oder in den Urlaub fahren, frieren andere in ihrer Sommerjacke oder sehen keinen Sinn darin, eine Ausbildung zu machen. Denn nach wie vor entscheidet in Deutschland die familiäre Situation stark darüber, in welche Richtung sich das Leben eines Kindes entwickelt.

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Sabine Werth - Sozialpädagogin, Mitbegründerin (1993) und ehrenamtliche Vorsitzende der ersten Tafel Deutschlands, der Berliner Tafel. (Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Der jüngste Unicef-Bericht macht deutlich, dass viele Kinder und Jugendliche in Deutschland große Belastungen spüren. Das zeigt sich auch an der starken Zunahme von körperlichen und psychischen Beschwerden, über die mittlerweile 40 Prozent der Jugendlichen berichten.

Zeigen Sie Herz

Wir alle lieben es ja bequem, und wie ich bereits von denjenigen, die sich für andere starkmachen – in unserem Fall am Mittwoch Sabine Werth von der "Tafel" und Bernd Siggelkow von der "Arche", weiß, machen sie - seit dreißig Jahren übrigens – nichts anderes, als sich permanent aus ihrer Komfortzone herauszubewegen. Sie sind ganz einfach da für andere.

Ich war neulich bei der "Arche", ich habe mich aus meinem gemütlichen Stadtteil im Westen Berlins fast eineinhalb Stunden nach Hellersdorf durch die Stadt gequält, um mir anzuschauen, wie das dort so läuft: Es ist laut. Es riecht nach Kinderschweiß. Es ist alles eher so Mehrzweckhalle. Und dennoch ist alles voller Liebe und Hingabe, Empathie und Anpacken.

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Bernd Siggelkow - Sozialarbeiter und Theologe, Gründer (1995) und Vorsitzender der Kinderstiftung "Die Arche" (Foto: picture alliance/dpa)

Irgendwann duftet es auch nach Essen, und es wird noch lauter, wenn nicht nur die kleinen Kinder da sind, sondern auch die großen, die cool sein wollen und doch nichts lieber möchten als eine Umarmung. Oder eine neue Winterjacke. Oder einen Tipp, wie sie mit einem innerfamiliären Konflikt umgehen sollen. Oder sie wollen einfach nur etwas zu essen, denn Frühstück oder warmes Mittagessen oder jemanden, der einem Schulbrote schmiert oder abends ein paar Schnittchen macht, gibt es für die meisten der Kinder in diesem Rahmen nicht.

Kinder haben Besseres verdient

Sie sehen die Bilder von Kindern, die in U-Bahn-Schächten schlafen, genauso wie ich. Es sind Kinder in der Ukraine, die sich vor den Bombenangriffen der Russen schützen. Kein Kind sollte so aufwachsen. Ich war vor kurzem in Afrika, auch dort Bilder, die einen nur verfolgen können: Townships vor vielen Städten, sie werden immer größer. Kinder in den Städten, die betteln. Die einem nicht von der Seite weichen. Wenn man einem Kind etwas gibt, kommen 20 andere. Wenn man keinem Kind etwas gibt, kommt man sich vor wie ein Schwein.

Und ja, auch vielen "unserer“ Kinder geht es, wie gesagt, nicht gold, in "unserem" reichen Deutschland.

Die Kinder dieser Welt haben Besseres verdient. Wenn Sie Zeit haben, kommen Sie ins Berliner Studio in der Behrenstraße und hören Sie sich an, was Sabine Werth und Bernd Siggelkow zu berichten haben. Schreiben Sie mir eine Mail (sabine.oelmann@ntv.de). ein paar Restkarten gibt es noch, wenn es pünktlich um 18 Uhr losgeht unter dem Motto: " … die im Dunkeln sieht man nicht".

Quelle: ntv.de

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