Panorama

Hitlerbilder und Wehrmachtlieder Indizien für rechtsextremes Motiv hinter Solinger Brandanschlag

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4 Menschen aus Bulgarien starben bei dem Brandanschlag, 21 weitere wurden verletzt.

4 Menschen aus Bulgarien starben bei dem Brandanschlag, 21 weitere wurden verletzt.

(Foto: picture alliance / epd-bild)

Im März sterben vier Mitglieder einer bulgarischen Familie bei einem Brandanschlag in Solingen. Der Angeklagte gesteht die Tat. Grund sei Stress mit der Vermieterin. Die Ermittler sehen keine Hinweise auf ein rechtsextremes Motiv. Recherchen legen nun etwas anderes nahe.

In der Frage nach dem Motiv für den tödlichen Brandanschlag in Solingen könnte es einem Bericht zufolge eine Wendung geben. Das berichtet der WDR unter Verweis auf Recherchen des eigenen Magazins "Westpol".

Bei dem Brandanschlag in der Nacht vom 24. auf den 25. März 2024 starben vier Menschen in einem Solinger Haus - alle Mitglieder einer Familie aus Bulgarien. 21 Menschen wurden zudem verletzt. Anfang Februar 2025 gestand der Angeklagte Daniel S., das Feuer gelegt zu haben. Als Grund gab er Stress mit seiner Vermieterin an. Die habe ihm die Wohnung gekündigt. Vor der Tat habe er Drogen konsumiert, erklärte sein Anwalt vor dem Wuppertaler Landgericht. Bereits kurz nach der Brandstiftung schloss die Staatsanwaltschaft ein rechtsextremes Motiv für die Tat aus - zu früh, wie sich nun womöglich zeigt.

Zwei Überlebende des Brandes treten vor Gericht als Nebenkläger auf. Ihre Anwältin, Seda Başay-Yıldız, übte Druck aus, dass Suchverläufe des Angeklagten im Internet sowie Datenträger auf mögliche Indizien für eine rechte Gesinnung durchsucht würden. Offenbar mit Erfolg, wie "Westpol" recherchiert.

Angeklagter suchte online nach "Mord Strafrecht"

Auf Festplatten und USB-Sticks des Angeklagten wurden demnach 166 Dateien gefunden, die den Nationalsozialismus verharmlosen sowie rassistischer Natur sind. Auch zahlreiche Hitler-Bilder seien zutage gefördert worden. Und bisher sei die Auswertung noch unvollständig, so Başay-Yıldız. Zudem soll Daniel S. Wehrmachtslieder gehört haben und wenige Tage vor dem Anschlag online nach "Mord Strafrecht" gesucht haben. In Chats mit seiner Freundin, die während des Prozesses verlesen wurden, soll auch von "Kanacken" die Rede gewesen sein. Seine Lebensgefährtin hätte sich demnach gewünscht, dass diese sich mit "Pollenböllern wegfetzen" würden.

Es handelt sich bisher zwar nur um Indizien für ein mögliches rechtsextremes Motiv hinter dem tödlichen Anschlag, aber die Anwältin der Nebenklage äußert bereits deutliche Kritik an den Ermittlern. "Bei einem Brandanschlag, wo überwiegend Migranten wohnen und vier Menschen tatsächlich gestorben sind und weitere schwer verletzt wurden, hätte ich eigentlich erwartet, dass man die Datenträger vollumfänglich auswertet", sagte sie dem WDR.

Die Staatsanwaltschaft Wuppertal äußerte sich gegenüber dem WDR nicht zum laufenden Gerichtsverfahren. Sie betonte demnach aber, es sei immer nur davon die Rede gewesen, dass keine Anhaltspunkte für ein mögliches Motiv gefunden worden waren.

Die Verhandlung im Mordprozess gegen Daniel S. wird am 4. April fortgesetzt. Aufgrund möglicher neuer Beweisanträge könnte ein Urteilsspruch noch in weiter Ferne liegen.

Quelle: ntv.de, als

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