Norwegen bekämpft Schönheitswahn Influencer müssen Fake-Fotos kennzeichnen
14.06.2021, 17:09 Uhr
Viele Soziale Medien bieten eigene Filter, um Fotos zu bearbeiten.
(Foto: imago images/Westend61)
Füllige Haare, viele Muskeln und ein flacher Bauch: In der Werbung und den Sozialen Medien scheinen die Menschen nahezu perfekt. Besonders bei Jugendlichen erzeugt das ein verzerrtes Körperbild - und setzt viele unter Druck. Mit einem neuen Gesetz will Norwegen nun gegen den Körperkult vorgehen.
Das norwegische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, wonach retuschierte Fotos in der Werbung und von Influencern als solche gekennzeichnet werden müssen. Das Land will damit gegen verzerrte Körperbilder von Kindern und Jugendlichen vorgehen, wie die "Bild"-Zeitung berichtete.
Ab Sommer 2022 müssen retuschierte Fotos in der Werbung gekennzeichnet werden - egal ob von großen Konzernen wie H&M oder von Influencern. Das Gesetz greift immer dann, wenn etwas am Körper, an der Haut oder an der Größe des Models verändert wurde. Der flach retuschierte Bauch muss somit ebenso markiert werden wie vergrößerte Muskeln.
Die norwegische Politik reagiert damit auf einen Trend, der sich laut "Bild" "kroppspress", auf Deutsch Körperdruck, nennt. Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter einer verzerrten Wahrnehmung des Körperbilds. Die Umfrage einer Kinderschutzorganisation ergab, dass 43 Prozent der Befragten in Bezug auf ihr Aussehen unter Stress stehen. "Wir wollen, dass sich Kinder und Jugendliche in Zukunft so akzeptieren, wie sie sind", sagte Familienministerin Kjell Ingolf Ropstadt zu "Bild".
Erlaubt sind ab Sommer 2022 nur noch ganzheitliche Bearbeitungen von Bildern mit Menschen wie die Aufhellung, Verdunklung oder Schärfung. Das Familienministerium will ein Logo entwickeln, mit dem die bearbeiteten Fotos markiert werden müssen.
Der Verbraucherschutz soll die Einhaltung des Gesetzes kontrollieren - bei Verstößen drohen Bußgelder. Wie die norwegische Zeitung "Verdens Gang" berichtete, kommt das Gesetz bei den norwegischen Influencern gut an.
In Deutschland gibt es bisher kein Gesetz in dieser Richtung. Lediglich Werbung muss als solche gekennzeichnet werden. Jedoch gibt es einige Influencer, die von selbst gegen den Körperkult vorgehen. Sie posten unter dem Hashtag "instavsreality" unbearbeitete Bilder von sich, um ihren Followern die Illusion des perfekten Körpers zu nehmen.
Quelle: ntv.de, spl