"Irgendwo weiß jemand etwas" Interpol ermittelt zu Kinderleiche in der Donau
29.08.2023, 22:10 Uhr Artikel anhören
Eine im Rahmen einer rechtsmedizinischen Gesichtsrekonstruktion erstellte Skulptur eines Jungen, der im Mai 2022 tot in der Donau gefunden wurde.
(Foto: KPI Ingolstadt)
Vor mehr als einem Jahr stößt ein Ruderer auf die Leiche eines kleinen Jungen in der Donau. Weil sich in all der Zeit niemand gemeldet hat, der das Kind vermisst, schaltet sich nun Interpol ein. Auch ein DANN-Tool könnte die Ermittler weiterbringen.
Die internationale Polizeibehörde Interpol hat auf Ersuchen der deutschen Polizei weltweit um Mithilfe im Fall eines toten Jungen gebeten, der vor mehr als einem Jahr in der Donau gefunden wurde. "Irgendwo weiß irgendjemand irgendetwas über diesen Jungen", erklärte Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock in Lyon.
Die Leiche des fünf bis sechs Jahre alten Kindes wurde im Mai vergangenen Jahres nahe dem Ort Grossmehring in Bayern aus dem Wasser geborgen, nachdem ein Ruderer sie entdeckt hatte - in Plastikfolie verpackt und mit einem Stein beschwert. Der Junge war etwa 110 Zentimeter groß, wog 15 Kilogramm, hatte braune Haare und die Blutgruppe 0. Bis heute konnte die deutsche Polizei nichts über seine Todesumstände oder seine Identität herausfinden.
"Das Besondere an diesem Fall ist, dass der Junge seit einem Jahr von niemandem vermisst wird und sich noch niemand gemeldet hat, der sagt: Mein Kind ist verschwunden", sagte Silke Poller, Leiterin des Kommissariats 1 der Kripo Ingolstadt, zuletzt dem "Spiegel". "Es gibt die berühmten Fälle der verschwundenen Kinder: Rebecca, Maddie, Peggy. In allen Fällen stehen Eltern hinter diesen Kindern, die verzweifelt sind."
Opfer von Menschenhandel?
Fahnder vermuten, dass der Junge einige Zeit außerhalb Deutschlands verbracht haben könnte. Ein weltweiter Aufruf in den 195 Interpol-Mitgliedstaaten soll nun die Frage klären, "ob er Opfer von Menschenhandel, Entführung oder Gewalt" war, wie der Interpol-Generalsekretär erklärte.
Bürgerinnen und Bürger, die sich "an ein vermisstes Kind erinnern können, dessen Erscheinung oder dessen Verschwinden auf einen möglichen Zusammenhang mit dem Fall hinweisen", sind aufgerufen, sich mit der deutschen Polizei in Verbindung zu setzen. Die Ermittler setzen außerdem Hoffnungen in das DNA-Tool I-Familia. Es soll unbekannte Leichen wie die des kleinen Jungen mittels internationalem DNA-Verwandschaftsabgleich identifizieren.
Quelle: ntv.de, mau/AFP