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Andere Hinrichtung geplant Ist Erschießen die humanere Alternative zur Giftspritze?

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Hinter diesen Mauern soll die Erschießung stattfinden.

Hinter diesen Mauern soll die Erschießung stattfinden.

(Foto: REUTERS)

Im US-Bundesstaat South Carolina soll die erste Hinrichtung durch ein Erschießungskommando in den USA seit 15 Jahren stattfinden. Selbst in einem Land, das die Todesstrafe regelmäßig vollstreckt, ist das Erschießen die Ausnahme. Warum ist das so und könnte sich das ändern?

Wieso wurde diese Tötungsmethode gewählt?

Brad Sigmon hat diese Methode den beiden anderen in South Carolina verfügbaren - dem elektrischen Stuhl und der Giftspritze - vorgezogen.

Sigmon wollte seine Ex-Freundin zwingen, zu ihm zurückzukehren.

Sigmon wollte seine Ex-Freundin zwingen, zu ihm zurückzukehren.

(Foto: AP)

Den elektrischen Stuhl lehnte der 67-Jährige ab, weil er befürchtete, dass er "bei lebendigem Leib verbrannt und gekocht wird ". Sigmon entschied sich auch nicht für die tödliche Injektion, weil er Bedenken gegen die Umsetzung in South Carolina hatte. Bei den letzten Hinrichtungen durch tödliche Injektionen hatte es bis zu 20 Minuten bis zum Eintreten des Todes gedauert. Sigmon räumte zwar ein, dass der Tod durch ein Erschießungskommando gewaltsam sein würde, betrachtete ihn aber offenbar als potenziell schneller und weniger schmerzhaft als die Alternativen. Seine Entscheidung wurde von seinem Wunsch beeinflusst, das Leiden für sich selbst, seine Familie, die Zeugen und das Hinrichtungsteam so gering wie möglich zu halten.

Wofür wurde Sigmon verurteilt?

Sigmon war 2001 schuldig gesprochen worden, die Eltern seiner Ex-Freundin in deren Haus mit einem Baseballschlager getötet zu haben. Die beiden seien in verschiedenen Räumen gewesen und er sei immer wieder hin und her gelaufen, um sie totzuschlagen, berichtete der Sender CBS. Zudem hatte er demnach seine Ex-Freundin in der Absicht entführt, sie ebenfalls zu ermorden. Sie konnte jedoch entkommen, indem sie aus dem fahrenden Auto sprang.

Wie läuft eine Hinrichtung durch Erschießen ab?

Der Verurteilte wird dabei auf einen Stuhl geschnallt und erhält eine Kapuze. Ein Mitglied des Hinrichtungsteams platziert einen kleinen Zielpunkt über dem Herzen des Häftlings. Drei freiwillige Vollzugsbedienstete, die bestimmte Qualifikationen erfüllen, stehen hinter einer Wand mit Gewehren, die mit scharfer Munition geladen sind. Dadurch soll die Verantwortung für den tödlichen Schuss verschleiert werden. Der Anstaltsleiter verliest den Hinrichtungsbefehl. In einigen Fällen hat der Häftling die Möglichkeit, vor der Hinrichtung eine letzte Erklärung abzugeben. Auf Kommando schießen die Mitglieder des Exekutionskommandos durch eine Öffnung in der Wand auf das Herz des Häftlings. Ein Arzt untersucht den Häftling, um den Tod festzustellen. Sobald der Tod festgestellt ist, wird der Vorhang zugezogen und die Zeugen werden hinausbegleitet.

Wie häufig wird durch Erschießen hingerichtet?

South Carolina hatte nach Informationen der Organisation Death Penalty Information Center 2021 die Möglichkeit einer Hinrichtung durch ein Erschießungskommando wieder eingeführt, bisher aber niemand auf diese Weise hingerichtet. Dies sei damals zum Teil auch geschehen, da der Bundesstaat keine Medikamente für die tödlichen Injektionen bekommen konnte. Pharmafirmen versagen zunehmend Lieferungen zu diesem Zweck.

Derzeit erlauben nur fünf Staaten - Idaho, Mississippi, Oklahoma, South Carolina und Utah - den Einsatz von Erschießungskommandos unter bestimmten Umständen. Seit 1977 gab es in den USA nur drei Hinrichtungen auf diese Weise. Sie fanden alle im US-Bundesstaat Utah statt.

Die erste Hinrichtung, die von Gary Gilmore, sorgte für ein Medienspektakel, das später in Norman Mailers "The Executioner's Song" (Das Lied des Henkers) geschildert wurde, auch weil er auf seine Berufung verzichtete und sich freiwillig hinrichten ließ. Als er nach seinen letzten Worten gefragt wurde, antwortete Gilmore: "Lasst es uns tun."

Welche Diskussionen gibt es um diese Hinrichtungsart?

Experten sehen die Wiederaufnahme der Hinrichtung durch ein Erschießungskommando als Teil einer Suche nach "besseren" Hinrichtungsmethoden, vor allem seit die Versorgung mit den Medikamenten, die bisher zur Tötung von Verurteilten eingesetzt wurden, nicht mehr sichergestellt ist. Aber auch andere Hinrichtungsmethoden sind fehleranfällig. Beim Erhängen droht die Gefahr eines langen, qualvollen Erstickens oder auch der Enthauptung. Bei Hinrichtungen auf dem elektrischen Stuhl fingen mehrere Todeskandidaten Feuer. Die Hinrichtung mit Stickstoffgas führt zu langen Erstickungsqualen.

Deborah Denno, Rechtsprofessorin an der Fordham School of Law sagte der Nachrichtenagentur AP: "Wir haben in diesem Land sechs Hinrichtungsmethoden. Ich denke, das Erschießungskommando ist die am wenigsten unmenschliche Methode. Ich kann also verstehen, dass ein Häftling diese Methode wählt."

Wie groß sind die Chancen, dass Sigmon doch nicht erschossen wird?

Sigmons Anwalt Gerald "Bo" King hatte den Obersten Gerichtshof von South Carolina gebeten, die Hinrichtung zu verschieben. So sollte sein Mandant Zeit haben, das Medikament zu untersuchen, das South Carolina für die tödliche Injektion verwendet, aber das Gericht wies den Antrag zurück. King reichte inzwischen einen Antrag beim Obersten Gerichtshof der USA ein und wartet nun auf eine Antwort.

Die letzte Hoffnung für Sigmon ist nun der republikanische Gouverneur von South Carolina, Henry McMaster, der sein Todesurteil in eine lebenslange Haftstrafe umwandeln könnte. Diese Entscheidung könnte kurz vor der Hinrichtung fallen.

Quelle: ntv.de, sba

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