
Kardinal Fridolin Ambongo vor einer Messe in Rom.
(Foto: dpa)
133 Männer in Rot entscheiden ab heute darüber, wer der 267. Pontifex in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte wird. Der kongolesische Erzbischof Fridolin Ambongo steht hoch im Kurs für die Nachfolge von Franziskus. Auf keinem Kontinent weltweit ist die katholische Kirche so mächtig wie in Afrika.
Es wäre auch mal an der Zeit, dass ein Papst aus Afrika das Amt im Vatikan übernehmen könnte - da sind sich die afrikanischen Katholiken derzeit einig. In keinem Erdteil wächst die Zahl der Katholiken so rasant wie auf dem afrikanischen Kontinent. Knapp ein Viertel aller Katholiken leben in Afrika, jedes Jahr kommen fast zehn Millionen Gläubige auf dem Kontinent hinzu.
Von Dakar bis Daressalam und von Kairo bis Kapstadt wurden in den vergangenen Wochen seit dem Tod von Papst Franziskus Messen und Trauerfeiern abgehalten. "Einen afrikanischen Papst zu haben, würde dem christlichen Glauben in Afrika einen neuen Aufschwung bringen", predigte der katholische Priester Charles Yapi in seiner Messe in Abidjan an der Elfenbeinküste: "Es könnte die weltweite Sicht auf Afrika ändern, indem wir beweisen, dass ein Afrikaner dieses Amt bekleiden kann."
Unter den potenziellen Nachfolgekandidaten steht Fridolin Ambongo hoch im Kurs. Der 65-Jährige ist Erzbischof von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo und gehört zu den wichtigsten Kirchenvertretern Afrikas. Ambongo leitet nicht nur Kongos Bischofskonferenz, sondern auch das Symposium aller Bischofskonferenzen auf dem afrikanischen Kontinent - eine einflussreiche Position. Darin ist es ihm immer wieder gelungen, die Aufmerksamkeit von Papst Franziskus auf die Krisen des Kontinents zu lenken. Zentralafrikanische Republik, Kongo, Südsudan - kein Krisenland war ihm zu gefährlich, um dort persönlich hinzureisen. Zu all seinen Besuchen strömten Millionen von Menschen, nicht nur Katholiken. Er war in manchen Ländern der prominenteste Superstar, der je empfangen wurde.
Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren
Er spielt vor allem im derzeitigen Kongo-Konflikt eine wichtige Rolle. Die katholische Kirche der Demokratischen Republik Kongo ist die größte Afrikas und im Land selbst die mächtigste nicht staatliche Institution. Im Kontext des Konfliktes im Osten des Landes bemüht sich Erzbischof Ambongo um eine Vermittlerrolle und als letzte moralische Instanz, alle Seiten immer wieder zum Dialog aufzufordern, anstatt Krieg mit Waffen zu führen. Kongos Präsident Felix Tshisekedi hat sich bis April dieses Jahres strikt geweigert, mit den Rebellen, die im Osten des Landes einen großen Landstrich erobert haben, am Verhandlungstisch zu sitzen.
Ambongo kritisierte Präsident Tshisekedi dafür in aller Öffentlichkeit: "Alle müssen sich darauf einigen, an einem Tisch zu sitzen und ihre Differenzen im Dialog zu lösen, gemäß der afrikanischen Diskussionstradition", hatte er zu Beginn des Jahres im Vorfeld eines Gipfels zur Lage im Kongo in seiner Sonntagspredigt betont. Zu dem Gipfel waren alle Staatschefs der Region eingeladen. Ambongo ermahnte sie: "Wir müssen Lösungen für unsere jahrzehntelangen Krisen finden, indem wir in den Dialog treten, selbst mit denen, die wir als unsere Feinde betrachten."
Kurz darauf schickte der Erzbischof eine Delegation in den Ostkongo, um dort die Rebellenführer zu treffen. Dafür wird er vonseiten der Regierung nun unter Druck gesetzt. Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren in Kinshasa. Regierungstreue Milizen drohten unlängst mit Gewalt gegen Sonntagsmessen.
Er gilt als konservativ - hinsichtlich der LGBTQI-Rechte
Der Kongolese Ambongo ist der einzige afrikanische Vertreter im neunköpfigen Kardinalsrat, dem persönlichen Beratergremium von Papst Franziskus. Dieses wurde 2013 von Papst Franziskus als Konkurrenz zur stockkonservativen Kurie gegründet. Daher sehen viele in dem 65-jährigen Ambongo einen aussichtsreichen afrikanischen Anwärter auf die Papstnachfolge.
Im Vergleich zu seinen Kardinalkollegen aus Europa und Nordamerika ist Ambongo recht konservativ. Allen afrikanischen Kardinälen ist gemein, dass sie weitaus konservativer sind als Papst Franziskus. Gleichstellung der Frau, gleichgeschlechtliche Ehe, Akzeptanz von LGBTQI-Personen - da hat Papst Franziskus viel getan. Aber in Afrika unter Katholiken bleibt all das verpönt, wenngleich die katholische Kirche im Vergleich zu vielen evangelikalen Sekten in dieser Hinsicht noch gemäßigt erscheint.
Quelle: ntv.de