Panorama

Brückeneinsturz in GenuaItaliens Retter hoffen auf weitere Überlebende

15.08.2018, 14:30 Uhr
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Ein riesiges Teilstück der A10 fehlt: Die Reste der Morandi-Brücke in Genua. (Foto: dpa)

Am Tag nach dem katastrophalen Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua dauern die Rettungsarbeiten in der italienischen Hafenstadt an: In den Trümmern der Morandi-Brücke entdecken Helfer weitere Opfer. Die Zahl der Toten steigt auf über 40.

Der Einsturz der Autobahnbrücke im italienischen Genua hat mindestens 42 Menschen das Leben gekostet. Das sagte der Staatsanwalt Francesco Cozzi dem Fernsehsender RaiNews24. Der Präfektur zufolge gibt es 16 Verletzte. Zwölf von ihnen befinden sich demnach noch in Lebensgefahr.

Am Tag nach dem Brückenunglück suchen Rettungskräfte weiter nach Opfern und Überlebenden. Die Bergungsarbeiten an der Unglücksstelle gingen unvermindert weiter, hieß es. Auch in der Nacht hatten die Helfer ohne Pause durchgearbeitet. Unter den Opfern sind mindestens auch drei Minderjährige im Alter von acht, zwölf und dreizehn Jahren. Mehrere Menschen gelten weiter als vermisst. Mindestens 15 Personen wurden verletzt.

Rund 400 Einsatzkräfte der Feuerwehr durchkämmen seit dem Vortag mit Hilfe von Spürhunden und Baggern die Trümmer der am Dienstag eingestürzten Morandi-Brücke. "Man kann nicht wissen, ob es weitere Überlebende gibt", sagte ein Vertreter der Feuerwehr, Emanuele Gissi. Die Suche werde mehrere Tage dauern. Während der Nacht seien weitere Leichen gefunden worden, fügte er hinzu.

Frankreich und Chile trauern mit

Mittlerweile konnten die Behörden auch die Identität einzelner Todesopfer klären. Nach Angaben des französischen Außenministeriums kamen bei dem Unglück drei Franzosen ums Leben. Auch drei Chilenen sind nach Angaben der chilenischen Behörden unter den Opfern.

Die italienische Regierung will für die inzwischen mehr als 40 Toten des Brückeneinsturzes von Genua eine nationale Staatstrauer ausrufen. Das kündigte der Präsident der Region Ligurien, Giovanni Toti, auf einer Pressekonferenz in Genua an. Wann und wie lange die Staatstrauer gelten soll, war zunächst unklar.

Die vierspurige Autobahnbrücke Ponte Morandi war am Dienstag gegen Mittag während eines schweren Unwetters auf einer Länge von mehr als 80 Metern eingestürzt. Teile der Fahrbahn stürzten mehr als 40 Meter in die Tiefe. Etwa 30 Fahrzeuge sollen sich zum Zeitpunkt des Unglücks auf dem betroffenen Abschnitt befunden haben. Autos wurden in die Tiefe gerissen, Lastwagen stürzten in den Fluss Polcevera.

Zerquetschte Fahrzeuge in den Trümmern

Die Zahl der Toten könne weiter steigen, hieß es von Seiten der Behörden. Ein Sprecher des Roten Kreuzes wies darauf hin, dass zwischen den Trümmern weitere eingeklemmte Fahrzeuge zu sehen sein. Mit schwerem Gerät versuchen Helfer, möglicherweise verschütteten Personen zur Hilfe zu kommen.

Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte am Abend nach dem Einsturz bei einem Besuch am Unglücksort eine Überprüfung der "gesamten Infrastruktur" im Land gefordert. "Wir dürfen nicht zulassen, dass sich eine solche Tragödie wiederholt", sagte er.

Die 1967 fertiggestellte Brücke überspannte dutzende Bahngleise sowie ein Gewerbegebiet mit Gebäuden und Fabriken. Zum Unglückszeitpunkt wurden Wartungsarbeiten an der Brücke vorgenommen. Die rund 400 aus den umliegenden Häusern in Sicherheit gebrachten Anwohner durften zunächst nicht in ihre Wohnungen zurückkehren.

Klaffende Wunde im Autobahnnetz

Polizisten wiesen am Tag nach dem Einsturz Dutzende Menschen zurück, die vor einem rot-weißen Absperrband darum baten, wenigstens persöngliche Dinge holen zu dürfen. Die 83-jährige Grazia Pistorio sagte, sie würde gerne frische Kleidung holen. "Und manche Leute müssen ja Medikamente nehmen", zeigte sie sich besorgt. Der Anwohner Enrico Porro war genervt. Er habe die Nacht bei Verwandten verbracht, aber "das wird ja Monate dauern".

Der Brückeneinsturz werde Folgen für ganz Genua haben, warnte unterdessen Italiens Vize-Minister für Infrastruktur, Eduardo Rixi, laut der Nachrichtenagentur Ansa. "Die gesamte Morandi-Brücke muss abgerissen werden", sagte er. Die Autobahnbrücke liegt auf der sogenannten Blumenautobahn A10, einer auch von Touristen genutzten wichtigen Verkehrsachse an der italienischen Riviera, die Genua mit Ventimiglia an der französischen Grenze verbindet.

Quelle: mmo/AFP/dpa

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