BAFÖG-Erhöhung gefordert Jeder dritte Student lebt in Armut
18.05.2022, 10:24 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Angesichts der aktuellen Preissteigerungen drohen vielen Studenten weitere harte Belastungen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das entspannte Studentenleben mit viel Zeit und wenig Geld? Dieses Klischee entspricht nicht der Realität. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. 30 Prozent der Studentinnen und Studenten leben heute unter der Armutsgrenze.
Fast ein Drittel aller Studierenden in Deutschland lebt einer Untersuchung zufolge in Armut. Laut einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands sind 30 Prozent aller Studierenden davon betroffen. Von den allein lebenden Studenten leben demnach sogar vier von fünf unter der Armutsgrenze. So liegt das mittlere Einkommen armer Studierender bei 802 Euro. Damit liegen sie 463 Euro unterhalb der Armutsschwelle. Überproportional von Armut betroffen seien dabei nicht nur zu 80 Prozent Einpersonenhaushalte, sondern auch zu 45 Prozent Studierende mit Bafög.
Armut wird im wohlhabenden Deutschland nicht im klassischen Sinn etwa von Hunger definiert, sondern über das Haushaltseinkommen und die daraus folgenden Möglichkeiten an gesellschaftlicher Teilhabe. Als arm oder armutsgefährdet gelten demnach Menschen, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen müssen.
"Die altbackenen Klischees des fröhlichen Studentenlebens bei wenig Geld, aber viel Freizeit, sind absolut überholt und haben mit der Lebenswirklichkeit und dem Studiendruck heutzutage nichts mehr zu tun", erklärte Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. Nötig sei eine weitreichende BAFÖG-Reform.
Die bisher vorliegenden Reformvorschläge der Bundesregierung, die am Mittwoch im Bundestagsausschuss für Bildung beraten werden, hält der Verband nicht für ausreichend. Gerade angesichts der aktuellen Preissteigerungen drohten weitere harte Belastungen, Verschuldung und Studienabbrüche für viele arme Studierende.
Nötig seien neben der Ausweitung der Reichweite des Bafögs und der Flexibilisierung der Altersgrenzen auch eine Anhebung der BAFÖG-Sätze sowie eine automatische und regelmäßige Erhöhung der Studienbeihilfe. Die bisher geplante Anhebung der Bafög-Sätze um fünf Prozent auf künftig 449 Euro gleiche nicht einmal die realen Kaufkraftverluste durch die aktuelle Inflation aus, kritisierte der Verband. Die Analyse stützt sich auf Daten des Sozio-ökonomischen Panels aus dem Jahr 2020 sowie Erhebungen des Deutschen Studentenwerks zur wirtschaftlichen und sozialen Lage Studierender in Deutschland.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 17. Mai 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, uzh/AFP