Rettungsaktion endet tragisch Junge tot aus Brunnen in Marokko geborgen
05.02.2022, 22:26 Uhr
Zahlreiche Helfer waren an dem komplizierten Einsatz beteiligt.
(Foto: via REUTERS)
Die Befreiung gelingt, doch sein Leben kann nicht gerettet werden: Ein Fünfjähriger, der tagelang in einem Brunnen in Marokko feststeckte, ist tot geborgen worden. Sein Schicksal hatte das ganze Land in Atem gehalten.
Nach seinem Sturz in einen tiefen Brunnen in Marokko hat das Königshaus den Tod des fünfjährigen Rayan bestätigt. König Mohammed VI. habe den Eltern in einem Telefonat sein Beileid ausgesprochen, hieß es in einer Erklärung des Königshauses vom späten Abend. Zuvor war bekannt geworden, dass Rettungskräfte den tagelang in einem tiefen Brunnen eingeschlossenen Jungen befreien konnten.
Unter schwersten Bedingungen hatten Bergungskräfte an einem Verbindungstunnel zu dem 32 Meter tiefen Brunnen gegraben. Am Samstagnachmittag drangen sie dann in Richtung der Stelle vor, in der sie den kleinen Jungen vermuteten. Dabei wurden sie von einem Ärzteteam begleitet. Am Tunneleingang hatten Feuerwehrleute, ein Krankenwagen mit Rayans Eltern sowie der Rettungshubschrauber bereitgestanden.
Der Fünfjährige war am Dienstag in den engen, ausgetrockneten Brunnen in der Nähe des Elternhauses in einem abgelegenen Dorf im Norden des Landes gefallen. Der Unfall sei "in einem Moment der Unachtsamkeit" passiert, erzählte Rayans Vater örtlichen Medien. Er habe gerade den Brunnen instandsetzen wollen.
Da der Brunnen einen Durchmesser von nicht mehr als 45 Zentimeter hat, konnten die Rettungskräfte nicht direkt in den Brunnen hinabsteigen. Stattdessen gruben sie bis Freitag ein 28 Meter tiefes Loch und begannen dann mit den Arbeiten an dem Verbindungstunnel zu dem Brunnen. Über Schläuche brachten sie Wasser und Sauerstoff an den Grund des Brunnens. Doch die Sorge um den Zustand des Fünfjährigen wuchs mit jeder Stunde.
Tausende Schaulustige feuerten Retter an
Auf Bildern eines in den Schacht eingeführten Kamera sei der kleine Junge von hinten zu sehen, wie er auf der Seite liege, sagte Einsatz-Koordinator Abdelhadi Tamrani. In einem Wettlauf gegen die Zeit hatten die Teams auch in der Nacht zum Samstag und bei Eiseskälte die Bohrarbeiten für den Tunnel fortgesetzt. Wegen der komplizierten Bodenbeschaffenheit und der Gefahr von Erdrutschen kamen sie nur schleppend voran. Vor allem die letzten Meter gestalteten sich zäh.
Ganz Marokko verfolgte mit großer Anteilnahme das Schicksal des kleinen Jungen. Tausende Menschen versammelten sich seit Tagen an der Unglücksstelle, viele blieben trotz der Kälte auch über Nacht. Am Freitag errichtete die Polizei schließlich Metallbarrieren, damit die Rettungskräfte bei ihrer Arbeit nicht behindert wurden. Zum Ende der Bohrarbeiten klatschten die Menschen, um die Retter anzufeuern, riefen "Allahu Akbar" (Gott ist der Größte) oder stimmten religiöse Lieder an.
Der Vorfall, der auch weltweit Mitgefühl hervorruft, erinnert an das Schicksal des zweijährigen Julen in Spanien 2019: Der Junge war damals 100 Meter tief in ein Bohrloch von nur 25 Zentimeter Durchmesser gefallen. Nach 13 Tagen konnte er nur noch leblos geborgen werden.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa