"Der Schrecken ist geblieben" Kardinal Marx bittet Missbrauchsopfer um Entschuldigung
17.01.2023, 12:22 Uhr Artikel anhören
"Ich kann Geschehenes nicht rückgängig machen, aber jetzt und zukünftig anders handeln. Und das tue ich", erklärte Marx.
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Ein vom Erzbistum München in Auftrag gegebenes Missbrauchs-Gutachten sorgt 2022 für weltweites Aufsehen. Die Studie geht von mindestens 497 Opfern aus - und von einem weit größeren Dunkelfeld. Nun entschuldigt sich Kardinal Marx erneut. Künftig wolle er anders handeln.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich ein Jahr nach Veröffentlichung eines Aufsehen erregenden Gutachtens über Missbrauchsfälle in seinem Bistum nun erneut bei den Betroffenen entschuldigt. "Für das damit verbundene Leid werde ich immer in der Verantwortung stehen und bitte darum nochmals um Entschuldigung", sagte der Erzbischof von München und Freising. "Ich kann Geschehenes nicht rückgängig machen, aber jetzt und zukünftig anders handeln. Und das tue ich."
Dass die Perspektive der Betroffenen anfänglich zu wenig berücksichtigt worden sei, "war unser größtes Defizit. Das müssen wir als Kirche, das muss ich als Erzbischof selbstkritisch einräumen". Auch ein Jahr nach dem Gutachten sei das Entsetzen über die Fälle groß. "Der Schrecken ist geblieben", sagte Marx. "Missbrauch ist und bleibt eine Katastrophe."
Vorwürfe an Papst Benedikt XVI.
Das vom Bistum bei der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) in Auftrag gegebene Gutachten hatte bei seiner Vorstellung im Januar 2022 weltweit Aufsehen erregt. Die Studie geht von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern aus - und von einem weit größeren Dunkelfeld. Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, dem an Silvester gestorbenen Papst Benedikt XVI., wurde in dem Gutachten persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen - ebenso Kardinal Marx.
Marx rief dazu auf, Hinweise auf möglichen Missbrauch zu melden. Seit Veröffentlichung des Gutachtens am 20. Januar 2022 gingen nach Bistumsangaben bis Ende des Jahres 57 Meldungen bei den unabhängigen Ansprechpersonen für die Prüfung von Verdachtsfällen ein. Darunter sollen jedoch auch Hinweise zu Grenzverletzungen gewesen sein, die nicht in den Bereich sexuellen Missbrauchs fallen.
Quelle: ntv.de, can/dpa