Wettlauf mit der Zeit Kaum noch Hoffnung auf Beben-Überlebende in Marokko
12.09.2023, 09:34 Uhr Artikel anhören
Einer von knapp 2900: Marokko beerdigt seine Toten.
(Foto: IMAGO/ABACAPRESS)
Die Hoffnung schwindet in Marokko: Mehrere Tage nach dem Beben wird es für die Helfer immer schwieriger, noch Menschen lebend aus den Trümmern zu retten, zumal viele Gebiete schwer zugänglich sind. Die Regierung verspricht den Menschen im Katastrophengebiet "ein klares Angebot"
72 Stunden nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko mit bisher knapp 2900 Toten wird es immer unwahrscheinlicher, noch Überlebende in den Trümmern zu finden: Unterstützt von internationalen Rettungsteams setzen Einsatzkräfte und Freiwillige dennoch ihre Suche in dem schwer zugänglichen Gebiet fort. Dabei waren spanische Rettungskräfte in den beiden vom Erdbeben betroffenen Orten Talat Njakub und Amizmiz südlich von Marrakesch im Einsatz.
Zudem konzentrierten sich die Bemühungen der Helfer demnach auf die Bereitstellung von Notunterkünften für Hunderte Familien, die durch das Beben ihre Häuser verloren haben. Um die Überlebenden in den Bergdörfern nahe des Epizentrums mit Lebensmitteln zu versorgen, flogen Hubschrauber hin und her. "Die große Schwierigkeit liegt in den abgelegenen und schwer zugänglichen Gebieten wie hier, aber die Verletzten werden per Hubschrauber eingeflogen", sagte die Leiterin des spanischen Rettungsteams, Annika Coll.
Nach einem Krisentreffen am Montag stellte der marokkanische Regierungschefs Aziz Akhannouch den Menschen in den Erdbebengebieten Entschädigungen in Aussicht. Ein "klares Angebot" werde "in Kürze bekannt gegeben", sagte er. Seinen Angaben zufolge wird derzeit nach Lösungen gesucht.
Das Erdbeben hatte das nordafrikanische Land in der Nacht zum Samstag erschüttert. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit 6,8 an, marokkanische Experten mit 7,0. Das Epizentrum lag rund 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch in der Provinz Al-Haouz. Dörfer in den umliegenden Bergen wurden dem Erdboden gleichgemacht.
Mindestens 2862 Tote
Nach offiziellen Angaben stieg die Zahl der Todesopfer inzwischen auf mindestens 2862 Menschen. Wie das marokkanische Innenministerium am Montagabend mitteilte, wurden bei dem schwersten je in Marokko gemessenen Erdstoß mindestens 2562 weitere Menschen verletzt.
Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) sind etwa 100.000 Kinder betroffen. Man kenne zwar noch nicht die genaue Zahl der getöteten und verletzten Kinder, erklärte die Organisation. Es sei damit zu rechnen, dass Nachbeben auch in den kommenden Tagen und Wochen andauern und Kinder und Familien gefährden, so UNICEF. Schulen, Krankenhäuser und andere medizinische und pädagogische Einrichtungen seien durch das Beben beschädigt oder zerstört worden, was die Kinder zusätzlich belaste.
Am Sonntagabend hatte Marokko bekannt gegeben, dass es die Hilfsangebote von vier Ländern angenommen habe: Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/rts