Panorama

Rinder dürfen weiter bimmelnKläger verliert den Kampf um die Kuhglocke

14.12.2017, 15:56 Uhr
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Der Kläger hatte sich nicht nur über den Lärm, sondern auch über den Gestank und eine Gesundheitsgefahr beschwert. (Foto: imago/Kickner)

Der "Sound der Alpen" wird im bayrischen Holzkirchen weiter erklingen. Ein Anwohner verliert den Prozess um ein Verbot von Kuhglocken neben seinem Haus. Er und seine Frau litten bereits unter Depressionen, sagte der Mann vor Gericht.

Münchner Richter haben die Klage eines Unternehmers abgewiesen, der sich am Gebimmel von Kuhglocken auf der Weide vor seinem Haus stört. Der Mann hatte sowohl die Pächterin der Weide als auch die Marktgemeinde, der die Wiese gehört, vor dem Landgericht München II auf Unterlassung verklagt.

Seine Ehefrau und er litten wegen des Lärms der Kuhglocken in Holzkirchen unter Schlaflosigkeit und Depressionen, erklärte er. Hinzu kämen der Wertverlust seiner Immobilie sowie Gestank und Gesundheitsgefahr durch Weidestechfliegen.

Die Klage scheiterte vor allem daran, dass der Unternehmer und die Landwirtin im September 2015 bereits einen Vergleich vor dem Amtsgericht Miesbach geschlossen hatten. Dieser sieht vor, dass die Kühe auf einer Hälfte der Weide mit Glocken grasen dürfen. Deshalb habe der Nachbar nun kein Rechtsschutzbedürfnis mehr, entschied das Landgericht München II. Der Anwalt des Klägers kündigte an, Rechtsmittel einzulegen.

Nächster Prozess steht bereits bevor

Da sich das Scheitern bereits abzeichnete, hat die ebenfalls betroffene Ehefrau des Klägers Klage in demselben Sachverhalt eingereicht, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Ihre Klage ist unbelastet von vorher geschlossenen Vergleichen ihres Mannes und muss neu verhandelt werden. Das Ehepaar hatte sein Haus neben der Weide 2011 gekauft. Holzkirchen hatte die Wiese zum Zweck der Rinderhaltung erst 2014 an die Bäuerin verpachtet.

Die Gemeinde und die Pächterin berufen sich in dem Streit auf die Tradition von Kuhglocken. Zudem würden diese dazu dienen, entlaufene Tiere wiederzufinden und der Herde Orientierung zu geben. In Österreich und der Schweiz wurden ähnliche Streitigkeiten geschlichtet, in dem man den Rindern GPS-Sender statt Glocken umhängte. Die Kosten dafür will die Bäuerin in Holzkirchen aber dem "SZ"-Bericht zufolge nicht tragen.

Quelle: lsc/dpa

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