Angst vor der Haft Klimaaktivistin Carla Hinrichs über Anklage "schockiert"
29.03.2025, 00:07 Uhr Artikel anhören
Klimaaktivistin Hinrichs ist bereits justizerfahren: Start ihres Prozesses vor dem Frankfurter Landgericht im Januar 2024.
(Foto: picture alliance/dpa)
Es ist nicht ihr erster Prozess, aber der Vorwurf der Münchner Generalstaatsanwaltschaft wiegt schwer: Die Klimaaktivistin Carla Hinrichs und vier Mitstreiter sollen mit der "Letzten Generation" eine kriminelle Vereinigung gebildet haben. Die 28-Jährige hält es für möglich, dass sie mehrere Jahre ins Gefängnis muss.
Carla Hinrichs hat bestürzt auf die Anklage der Generalstaatsanwaltschaft München reagiert, die der ehemaligen Sprecherin und vier weiteren Klimaaktivisten der "Letzten Generation" vorwirft, für die Bildung einer kriminellen Vereinigung verantwortlich zu sein. Hinrichs sagte, sie habe am vergangenen Wochenende von der Anklage erfahren, als sie sich mit einem Freund, dessen Trauzeugin sie sein werde, eine Hochzeitslocation angesehen habe. "Es war ein Schock, mir kamen die Tränen", sagte Hinrichs im Interview mit dem Magazin "Stern". "Natürlich habe ich Angst davor, ein paar Jahre in Haft zu landen."
Hinrichs sagte, sie verstehe die 150 Seiten umfassende Anklage als "Angriff auf zivilgesellschaftliches Engagement als ein Eckpfeiler der Demokratie". Die Generalstaatsanwaltschaft verkenne, dass die Straßenblockaden nie das primäre Ziel der Aktivisten gewesen seien. "Wir wollten wachrütteln und die Klimakrise zurück ins öffentliche Bewusstsein holen", sagte Hinrichs.
"Manche Freundinnen bekommen gerade Kinder"
Für sie persönlich sei die Anklage "ein großer Bruch" in ihrer Biografie. "Manche meiner Freunde heiraten bald. Sie starten in neue Kapitel in ihrem Leben. Und ich bin nun einen Schritt näher am Gefängnis", sagte Hinrichs dem Magazin. "Meine Zukunft ist plötzlich ungewiss. Ich bin jetzt Ende 20. Manche Freundinnen bekommen gerade Kinder. Das ist etwas, das ich mir nun gerade beim besten Willen nicht vorstellen kann. Ich frage mich: In welche Lebensrealität würde ein Kind von mir hineingeboren werden? Was, wenn ich länger in Haft müsste?" Eigentlich, so Hinrichs, dürften dies keine Gedanken sein, die sich eine Klimaaktivistin machen müsse.
Hinrichs berichtete auch von einer Pressekonferenz, auf der Luisa Neubauer sinngemäß gesagt haben soll, dass Hinrichs und sie ähnliche Biografien hätten und beide das Studium vernachlässigten, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. "Der Unterschied ist: Luisa geht jetzt auf Buchtour und ich vielleicht ins Gefängnis. Das erschreckt nicht nur mich. "
Quelle: ntv.de, mau