"Gehört zum Brauchtum" Kölner Bürgermeisterin verteidigt Karnevalsauftakt
11.11.2021, 15:52 Uhr
Narren so weit das Auge reicht. An der abgesperrten Feier-Zone in der Zülpicher Straße müssen Menschen bereits in angrenzende Entlastungsflächen weitergeleitet werden.
(Foto: dpa)
Der Karnevalsauftakt in Köln sorgt für verstörende Bilder: Tausende Menschen feiern eng gedrängelt trotz Infektionszahlen auf Rekordniveau. Die Bürgermeisterin der Stadt verteidigt das närrische Treiben. Ein erneutes Verbot würden sich viele Menschen nicht gefallen lassen.
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat den Karnevalsauftakt trotz hoher Corona-Inzidenzen verteidigt. "Was wäre denn, wenn wir gesagt hätten: Wir machen das wie im vorigen Jahr, es wird kein Karneval gefeiert", fragte die parteilose Politikerin bei einer Pressekonferenz. "Ich bin der festen Überzeugung, das wäre uns in diesem Jahr nicht gelungen." Es gebe sehr viele Menschen, die sich den 11.11. nicht mehr einfach verbieten lassen würden, weil er in Köln zum Brauchtum mit dazu gehöre. "Ich glaube, das werden sie sich einfach nicht mehr gefallen lassen", sagte Reker. "Ich glaube auch, dass ein vollständiges Verbot nicht mehr rechtlich möglich gewesen wäre."
Die Situation sei jetzt ganz anders als vor einem Jahr, als der Karneval zum 11.11. tatsächlich abgesagt worden sei. Mittlerweile gebe es eine Vielzahl von Geimpften, sagte Reker. Sie verwies darauf, dass in allen abgesperrten Feierzonen 2G gelte, dass dort also nur Geimpfte und Genesene zugelassen würden. Es habe eine genaue Einlasskontrolle gegeben.
Der Karnevalsauftakt am 11.11. in Köln hat trotz steigender Corona-Inzidenzen Tausende Feiernde angezogen. Um in den abgesperrten Bereichen hineingelassen zu werden, muss man geimpft oder genesen sein. "Der Andrang ist groß", sagte Polizeipräsident Uwe Jacob. Die abgesperrte Feier-Zone in der Zülpicher Straße sei mittlerweile zu 100 Prozent voll, doch würden die Menschen jetzt in angrenzende Entlastungsflächen weitergeleitet.
Die Bilder von übervollen Plätzen in der Kölner Altstadt hatten angesichts der ernsten Corona-Lage für Kritik gesorgt. Satiriker Jan Böhmermann machte seinem Unmut auf Twitter Luft. "Alaaf! Heute als 'Sexy Krankenschwester' auf der Zülpicher Straße, an Weihnachten als 'Sexy Intubierte' in der Uniklinik!", schrieb der Moderator kurz nachdem die neue Karnevalssaison begonnen hatte. Er bezog sich dabei auf ein Video des "Kölner Stadt-Anzeigers".
Auch in der Landespolitik wird das Thema Karneval mit den Hochtagen im Februar 2022 noch ein Thema werden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder äußerte Zweifel an der Vernunft der Feiern. Er wolle seinen Kollegen unter den Ministerpräsidenten keine Vorschriften machen, sagte Söder. Aber er tue sich "ein bisschen schwer, mir den Karneval vorzustellen". Söder forderte, das Thema Karneval auf der Ministerpräsidentenkonferenz in der kommenden Woche zu besprechen.
Quelle: ntv.de, mba/dpa