Panorama

Missbrauchsverdacht Woelki schredderte Priester-Liste

Woelki steht immer wieder im Zentrum neuer Vorwürfe.

Woelki steht immer wieder im Zentrum neuer Vorwürfe.

(Foto: Oliver Berg/dpa)

Im Kölner Erzbistum bleibt es unter der Leitung von Kardinal Woelki unruhig. Jetzt wird bestätigt, dass Woelki eine Liste missbrauchsverdächtiger Priester schredderte. Die Daten seien dennoch nicht verloren, heißt es.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat 2015 eine Liste mit den Namen missbrauchsverdächtiger Priester eigenhändig geschreddert. Das bestätigte das Erzbistum Köln. Die Vernichtung sei aus Datenschutzgründen erfolgt. Dadurch seien keinerlei Informationen verloren gegangen, da die Originalakten weiter vorhanden seien, betonte das Erzbistum.

Der "Kölner Stadt-Anzeiger" hatte zuvor über die Aktion berichtet. Den Angaben des Erzbistums zufolge hatte sich Woelki 2015 relativ kurz nach seinem Amtsantritt in Köln eine Excel-Tabelle mit den Namen der Priester vorlegen lassen, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. Außerdem wurden dort die Zahlungen aufgeführt, die den Missbrauchsbetroffenen in Anerkennung ihres Leids geleistet worden waren.

Woelki habe sich so einen groben Überblick über die Lage verschaffen wollen, so das Erzbistum. Er habe heute keine Erinnerung mehr daran, welche Namen damals auf der Liste gestanden hätten. Die Taten selbst seien von den Fachstellen des Erzbistums und in mehreren Gutachten gründlich aufgearbeitet worden.

Kaum noch Rückhalt

Im vergangenen Jahr war Woelki von Papst Franziskus in eine fünfmonatige Auszeit geschickt worden. Der Papst hatte ihm "große Fehler" insbesondere in seiner Kommunikation im Zusammenhang mit dem nicht veröffentlichten Missbrauchsgutachten vorgeworfen. Anfang März nahm Woelki seine Amtsgeschäfte wieder auf. Allerdings musste er ein Rücktrittsgesuch einreichen, über das der Papst noch entscheiden muss. Seitdem ist immer wieder Kritik an Woelki und seiner Amtsführung laut geworden.

Zuletzt hatten sich Mitte August rund 50 Pfarrer, Gemeindereferentinnen und andere Funktionsträger des Erzbistums Köln in einer Erklärung von dem Kardinal distanziert, nachdem bekannt geworden war, dass Woelki sich in PR-Fragen hatte extern beraten lassen. Eine Kommunikationsagentur hatte 2020 Pläne für sein "Überleben" im Amt entworfen. Unter anderem schlugen ihm die PR-Experten vor, dass er versuchen solle, in einer Auseinandersetzung um ein nicht veröffentlichtes Gutachten den Beirat von Betroffenen sexuellen Missbrauchs auf seine Seite zu ziehen.

(Dieser Artikel wurde am Samstag, 27. August 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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