Panorama

Erinnerungen an Fall Kampusch Kolumbianisches Mädchen entkommt Entführer nach 12 Jahren

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Der Mann bestreitet die Taten.

Der Mann bestreitet die Taten.

(Foto: Fiscalia Columbia)

2012 verschwindet eine Siebenjährige im kolumbianischen Medellín. Seitdem gibt es von dem Kind keine Spur, alle Suchmaßnahmen bleiben jahrelang erfolglos. Doch dann taucht das Mädchen wieder auf und erzählt eine unglaubliche Geschichte.

In Kolumbien ist ein Schulbusfahrer festgenommen worden, der nach Angaben der Behörden zwölf Jahre lang ein verschlepptes Kind in seiner Gewalt gehalten hat. Der Fall beschäftigt die Behörden bereits seit Februar, als dem Mädchen die Flucht gelang.

Wie die Staatsanwaltschaft von Medellín mitteilte, war das Kind erst sieben Jahre alt, als es 2012 vermisst gemeldet wurde. Seitdem blieb das Mädchen verschwunden. Den Behörden zufolge entführte der Mann das Kind nicht nur, sondern vergewaltigte es über Jahre hinweg und fertigte von seinen Taten auch Videomaterial an.

Um nicht aufzufliegen, wechselte er mit dem Mädchen immer wieder den Wohnort. Er habe jahrelang zusammen mit seinem Opfer zwischen Adressen in Medellín und dem nahegelegen Bello hin- und hergewechselt.

Missbrauch als Normalität

Der Staatsanwaltschaft zufolge "manipulierte" der Mann sein Opfer psychologisch und redete dem Mädchen ein, dass der von ihm vorgenommene Missbrauch "normal" sei. Er änderte auch den Namen der Minderjährigen, die er von der Außenwelt abschottete und nicht in die Schule gehen ließ. Als sie 16 Jahre alt war, stellte das mutmaßliche Opfer ihren Entführer zur Rede, woraufhin dieser sie in einem Haus einsperrte, aus dem ihr schließlich im Februar die Flucht gelang, heißt es in der Erklärung.

Im November wurde der mutmaßliche Täter schließlich in Medellín festgenommen. Ihm werden Vergewaltigung Minderjähriger und Herstellung von Kinderpornografie vorgeworfen. Bei seinem Erscheinen vor Gericht bestritt der Mann alle Vorwürfe. Seitdem befindet er sich in Untersuchungshaft.

Täter, die Kinder sexuell missbrauchen, bleiben in Kolumbien oft straffrei. Die gemeinnützige Organisation Colombia Reports berichtete unter Berufung auf eine Opferdatenbank des Generalstaatsanwalts Anfang des Jahres, dass seit 2018 nur 1389 Menschen wegen sexueller Gewalt gegen Kinder verurteilt wurden. Allein von Januar bis August dieses Jahres wurden 1176 Fälle mutmaßlicher Sexualstraftaten gegen Minderjährige angezeigt.

Der Fall weckt Erinnerungen an die Österreicherin Natascha Kampusch, die als Zehnjährige entführt worden war. Ihr gelang 2006 nach achteinhalb Jahren die Flucht aus dem Haus ihres Peinigers, der sich daraufhin selbst tötete. Ihr Fall hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt.

Quelle: ntv.de, sba

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen