Panorama

Wasser durch Hitze zu warm Kommt das große Fischsterben?

Tote Brasse im ostfriesischen Greetsiel.

Tote Brasse im ostfriesischen Greetsiel.

(Foto: dpa)

Am Hochrhein herrschen an manchen Orten mehr als 27 Grad Celsius Wassertemperatur. Der Schweizer Fischereiverband meldet, dass sich die Fische in großer Zahl in Kaltwasserzonen sammeln. Tierschützer sind beunruhigt, Forscher bleiben gelassen.

Bei der anhaltenden Hitze ist mit den steigenden Wassertemperaturen im Hochrhein die Schmerzgrenze für Äschen und Bachforellen erreicht. 27,4 Grad hat der schweizerische Fischereiverband im Wasser bei Stein am Rhein westlich des Bodensees gemessen. Wasser über 27 Grad gilt als tödlich.

"Laut Literatur müssten die Fische schon sterben", sagte der Artenschutzbeauftragte des schweizerischen Fischereiverbandes, Samuel Gründler. Noch würden aber nur einzelne tote Fische gefunden. "Seit Sonntag sammeln sich die Fische in großer Zahl in den Kaltwasserzonen", sagt Gründler.

Auf Schweizer Seite zwischen Stein am Rhein und Schaffhausen waren in den vergangenen Wochen etwa an den Zuflüssen kälterer Bäche sechs Kaltwasserbecken als Zufluchtsorte für die Fische ausgebaggert worden. Auf Unterwasserfotos und Videos sei zu sehen, wie die Fische dort reglos im Wasser stünden. Ob damit ein massenhaftes Fischsterben wie im heißen Sommer 2003 verhindert werden könne, sei noch offen. Damals kamen nach einer Studie des Bundesamtes für Umwelt mindestens 50.000 Äschen um. "Die Prognose ist düster", sagte Gründler.

Eine Betäubung der Fische und Umsetzung an kühlere Orte sei nur in kleineren Bächen möglich. Der Rhein sei zu breit und habe eine zu starke Strömung. Äschen werden nicht zum Verzehr gefischt. Sie fressen aber zum Beispiel Insektenlarven von Mücken.

Tonnen toter Fische in Hamburg

Während sich Naturschützer um die Gesundheit der tierischen Wasserbewohner sorgen, schließen Forscher ein massenhaftes Fischsterben allein durch die Hitze aus. "Es gibt Arten, die ab 28 Grad Schwierigkeiten haben. Aber der Großteil der Fische ist an solche Temperaturen angepasst", sagt Christian Wolter, Fachmann für Biologie und Ökologie der Fische am Berliner Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). "Viele Fische halten auch über 30 Grad aus."

An einigen Stellen in Hamburg sind dennoch Fische gestorben. So schöpfte die Umweltbehörde allein am Dienstag eine Tonne toter Fische an der Fuhlsbüttler Schleuse ab. Bereits zuvor wurden an drei Stellen der Stadt insgesamt rund fünf Tonnen gesammelt. Die Tiere seien wegen des niedrigen Sauerstoffgehalts im Wasser verendet, hieß es vom Amt.

Grund dafür seien die hohen Temperaturen, denn warmes Wasser enthält weniger Sauerstoff als kaltes. Doch das ist nicht alles. Nach Angaben von Forscher Wolter können sich die meisten Fische auf den niedrigen Sauerstoffgehalt einstellen. Im Vergleich zu zehn Grad Wassertemperatur habe das Wasser bei 28 Grad nur noch ein gutes Drittel seines Sauerstoffgehalts. "Fische stellen dann ihren Stoffwechsel um, sie werden inaktiver", erklärt der Wissenschaftler.

Aber sie würden deshalb nicht gleich in großer Zahl sterben. Das geschehe eher, wenn zusätzlich zur Hitze starker Regen Dreck in die Gewässer spüle und der Sauerstoffgehalt dadurch weiter sinke. In Hamburg hatte es vor dem Fischsterben heftige Niederschläge gegeben. Das Umweltamt der Stadt geht davon aus, dass dabei viele Nährstoffe unter anderem in den Oberlauf des Flusses Alster gespült wurden. Das habe vermutlich den Sauerstoffmangel verstärkt und zu den toten Fischen geführt. Die seien dann in der Fuhlsbüttler Schleuse angetrieben worden.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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