Mordprozess in Illerkirchberg Lebenslange Haft für Messer-Angreifer gefordert
27.06.2023, 14:50 Uhr Artikel anhören
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord und versuchten Mord mit gefährlicher Körperverletzung vor.
(Foto: picture alliance/dpa)
Auf dem Schulweg greift ein 27-Jähriger zwei Teenager mit dem Messer an. Die 14-jährige Ece stirbt, ihre 13 Jahre alte Freundin wird verletzt. Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung sind sich in dem Fall einig: Der Täter soll lebenslang in Haft.
Im Prozess um die Tötung der 14-jährigen Ece im baden-württembergischen Illerkirchberg haben Staatsanwaltschaft, Nebenklage und auch Verteidigung eine lebenslange Freiheitsstrafe für den 27-jährigen Angeklagten gefordert. Anklage und Nebenklage beantragten in ihren Plädoyers vor dem Landgericht Ulm laut einer Gerichtssprecherin zudem die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld, was bedeuten würde, dass der Angeklagte voraussichtlich nicht vorzeitig nach 15 Jahren aus der Haft entlassen werden kann.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord und versuchten Mord mit gefährlicher Körperverletzung vor. Er soll am 5. Dezember zwei Mädchen auf dem Weg zur Schule in dem baden-württembergischen Ort mit einem Messer angegriffen haben. Ece erlag später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Ihre 13 Jahre alte Freundin wurde ebenfalls verletzt, überlebte aber.
Mädchen waren Zufallsopfer
Die beiden Mädchen waren offenbar Zufallsopfer. Den Ermittlungen zufolge wollte der aus Eritrea stammende Verdächtige bei der Ausländerbehörde die Ausstellung eines Reisepasses erzwingen. Darum habe er das Messer mitgenommen.
Der Anklage zufolge wollte er nach Äthiopien reisen, um zu heiraten, und benötigte deshalb den Pass. Er soll demnach angenommen haben, dass die beiden Mädchen, die an der Asylunterkunft vorbeiliefen, das Messer gesehen hätten. Daraufhin soll er spontan beschlossen haben, sie zu töten, damit sie seine Pläne nicht durchkreuzen konnten.
Der Fall sorgte bundesweit für Erschütterung. Vor Ort kam es zu Protestkundgebungen. Die Familien der beiden Mädchen wandten sich gegen eine politische Instrumentalisierung der Tat und setzten sich für ein gemeinsames Gedenken im Ort ein. Das Urteil im Prozess wird für die kommende Woche erwartet.
Quelle: ntv.de, can/AFP