Panorama

Auch für Geimpfte und Genesene Leopoldina dringt auf strenge Kontaktbeschränkungen

stöhr.jpg

Angesichts der Corona-Zahlen fordert die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina neue Maßnahmen noch in der kommenden Woche: In der Gastronomie, aber auch im privaten Bereich sollten Kontakte beschränkt werden. In ihrem Aufruf empfehlen die Wissenschaftler zudem eine Impfpflicht.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt angesichts des dynamischen Corona-Infektionsgeschehens sofortige umfassende Kontaktbeschränkungen. "Unmittelbar wirksam ist es aus medizinischer und epidemiologischer Sicht, die Kontakte von Beginn der kommenden Woche an für wenige Wochen deutlich zu reduzieren", heißt es in einer Stellungnahme. "Aufgrund der nachlassenden Immunität müssten diese Maßnahmen vorübergehend auch für Geimpfte und Genesene gelten, die in dieser Zeit eine Auffrischungsimpfung erhalten müssen."

Die Kontaktbeschränkungen müssen im privaten Bereich gelten, in Innenräumen und in Situationen, "in denen viele Menschen zusammenkommen - etwa in Bars, Clubs und bei Veranstaltungen. Wo sich persönliche Kontakte nicht vermeiden ließen, sei eine "generelle Maskenpflicht - idealerweise mit FFP2-Masken - sowie eine konsequente Durchsetzung der 2G-Regeln und Anwendung der AHA+L-Regeln unvermeidlich". AHA+L steht für Abstand halten, Hygieneregeln beachten, im Alltag Maske tragen und Lüften.

Ein solches Vorgehen würde "bei stringenter Umsetzung den exponentiellen Anstieg der Neuinfektionen in der vierten Welle beenden und somit auch der Überlastung des Gesundheitssystems entgegenwirken", schreiben die Expertinnen und Experten, zu denen auch der Berliner Virologe Christian Drosten gehört. Als eine etwas mildere Option schlägt die Leopoldina eine "strikte, kontrollierte und sanktionierte 2G-Regelung" ohne Kontaktbeschränkungen vor - dies wäre aber "weniger effektiv", heißt es in der Stellungnahme. Bei dieser Option müsse "mit einem längeren Verlauf der vierten Welle und einer erhöhten Zahl von Todesopfern gerechnet werden".

Schnelle Einführung berufsbezogener Impfpflicht

Um die Impfquote zu steigern, müssten "Ungeimpfte motiviert oder in die Pflicht genommen werden", schreibt die Leopoldina weiter. Dazu zähle "die rasche Einführung einer berufsbezogenen Impfpflicht für Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und medizinische Fachberufe sowie weiterer Multiplikatorengruppen". Darüber hinaus müssten Vorbereitungen zur "Einführung einer allgemeinen Impfpflicht unter Berücksichtigung der dafür erforderlichen rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen" getroffen werden.

Die Autorinnen und Autoren der Stellungnahme geben ihrer großen Besorgnis angesichts der aktuellen Lage Ausdruck: "Es ist zu befürchten, dass Teile der Politik und Öffentlichkeit die Dramatik der Situation nicht in ihrem vollen Ausmaß erfassen", schreiben sie. "Dazu tragen die Vielstimmigkeit der öffentlich vorgebrachten Einschätzungen von Fakten und Prognosen, ein gewisser Gewöhnungseffekt und wohl auch das für viele 'bloß' statistische 'Angesicht' der Todesopfer und der Langzeitgeschädigten von Covid-19 bei."

Wissenschaftler fordern Maskenpflicht in Schulen

Mehr zum Thema

Mit Blick auf Kinder und Jugendliche empfiehlt die Leopoldina vorgezogene Weihnachtsferien und regelmäßige Corona-Tests mindestens dreimal pro Woche. Während des gesamten Aufenthalts in den Schulen sollten Lehrer und Schüler aller Klassenstufen Masken tragen. "Eine Aussetzung der Präsenzpflicht und ein Wechselunterricht an Schulen sowie die Schließung von Kitas sollten möglichst vermieden werden."

Die Leopoldina in Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt ist eine naturwissenschaftlich-medizinische Akademie mit mehr als 350 Jahre alter Tradition. Als Nationale Akademie der Wissenschaften hat sie die Aufgabe, in voller Unabhängigkeit drängende Zukunftsfragen wie Umwelt und Energie wissenschaftlich zu bearbeiten und sowohl die Politik als auch die Gesellschaft zu beraten.

Quelle: ntv.de, mbe/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen