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Auf den Spuren von "M" MI6 sucht gezielt weibliches Oberhaupt

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Im MI6-Hauptquartier in London arbeiten viele Frauen, an der Spitze steht aber (noch) ein Mann.

Im MI6-Hauptquartier in London arbeiten viele Frauen, an der Spitze steht aber (noch) ein Mann.

(Foto: AP)

Der MI6 plant einen historischen Wechsel und sucht aktiv nach einer Frau zur Leitung des britischen Auslandsgeheimdienstes. Der bisherige Chef Richard Moore unterstützt diesen Wandel aktiv.

Echte Spione sagen, ihre Welt habe nichts mit der von "James Bond" zu tun. Doch auf eine Art könnte die Realität bald der Filmvorlage folgen: Der MI6 könnte in Zukunft von einer Frau geführt werden. Der britische Auslandsgeheimdienst begann in dieser Woche mit der Suche nach seiner künftigen Spitze. Und Richard Moore, der aktuelle MI6-Chef, hat nahegelegt, dass er sich eine Frau als Nachfolgerin wünschen würde.

In sieben Thrillern der "James Bond"-Reihe spielte Judi Dench "M", die fiktionale Chefin des MI6. Im echten Leben wurde die Behörde in ihrer 116-jährigen Geschichte noch nie von einer Frau geführt. Moore, der aktuelle "C" - unter diesem Kürzel ist der MI6-Chef bekannt - schrieb im Jahr 2023 auf der Plattform X, er werde "dazu beitragen, die Gleichberechtigung der Frau zu fördern, indem ich mich dafür einsetze, dass ich der letzte "C" bin, der aus einer rein männlichen Liste ausgewählt wird".

Die beiden anderen großen britischen Geheimdienste haben die gläserne Decke der Spionagewelt bereits durchbrochen. Der Inlandsgeheimdienst MI5 wurde von 1992 bis 1996 von Stella Rimington angeführt und von 2002 bis 2007 von Eliza Manningham-Buller. Anne Keast-Butler übernahm 2023 die Leitung des Geheimdienstes GCHQ.

Vielfalt für bessere Problemlösungen

Moore, ein in Oxford ausgebildeter ehemaliger Diplomat, passt perfekt ins 007-Schema. Doch in den vergangenen Jahren hat der MI6 daran gearbeitet, sein Image des am wenigsten vielfältigen Geheimdienstes abzulegen. Auf der Website betont die Behörde ihre flexible und familienfreundliche Arbeitspolitik und das Ziel, "talentierte Menschen aller Hintergründe" zu rekrutieren.

2021 entschuldigte sich Moore im Namen des MI6 für die Behandlung von LGBT-Mitarbeitern und aufstrebenden Agenten, die wegen ihrer sexuellen Orientierung gefeuert wurden. Homosexuellen war es bis 1991 verboten, für den Nachrichtendienst zu arbeiten. In einer Rede im Jahr 2023 sagte Moore, er wolle, dass der MI6 das Land, dem er diene, besser repräsentiert. "Vielfalt bringt mehr Kreativität und bessere Problemlösungen", sagte er.

In einem X-Beitrag würdigte Moore kürzlich den Internationalen Frauentag. "Beim MI6 bekommt niemand einen Job, außer aufgrund seiner Verdienste. Aber wir Männer können als Verbündete unseren Kolleginnen helfen, den Erfolg zu erzielen, den ihr Talent verdient. Wir hatten bisher noch keine Frau an der Spitze, also gibt es noch eine gläserne Decke zu durchbrechen", schrieb er.

Sammlung von Kandidatinnen und Kandidaten

Der 2020 auf seinen Posten berufene Moore hat den MI6 durch die Corona-Pandemie, die russische Invasion in die Ukraine und den Krieg zwischen Israel und der Hamas geführt. Er hat die geheimniskrämerische Behörde ein wenig ins Licht der Öffentlichkeit geholt, indem er Reden hielt und sich in sozialen Medien äußerte.

Wie so viele Dinge beim MI6 findet die Suche nach seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin fernab der Öffentlichkeit statt. Es begann damit, dass der höchste Beamte des Landes, Kabinettssekretär Chris Wormald, am Dienstag an die Ministerien schrieb und sie bat, Kandidaten vorzuschlagen.

Bewerberinnen und Bewerber können aus dem Kreis der MI6-Generaldirektoren kommen, die Moore unterstellt sind. Es sind allesamt Frauen. Sie können auch anderen Geheimdiensten, dem öffentlichen Dienst, dem diplomatischen Dienst, den Streitkräften oder der Polizei angehören. Die Bekanntgabe der Kandidaten erfolgt voraussichtlich im Sommer. Im Herbst soll der oder die neue "C" dann das Amt antreten.

Quelle: ntv.de, Jill Lawless, AP

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